07:24 VERSCHIEDENES

Besondere Schweizer Uhren: Basler Zeit, Blumenuhr und Designikone

Teaserbild-Quelle: JoachimKohler-HB, eigenes Werk, CC BY-SA 4.0

Es ist wieder Winterzeit. Die Zeiger der Uhren sind wieder um eine Stunde zurückgestellt. Das gilt für alle Zeitmesser - bis auf eine Ausnahme, die wir in unserer kleinen Liste zu bemerkenswerten Schweizer Uhren präsentieren. Sie hat immer Sommerzeit. Monumentaluhren sind Zeitmesser, die zur Architektur eines Bauwerks gehören.


St. Peter Kirche, Zürich 

Das Zifferblatt am Turm der Kirche St. Peter am linken Limmatufer hält einen Rekord: Mit einem Durchmesser von 8,64 Metern hat sie das grösste Turmzifferblatt Europas. Die erste Uhr mit Stundenzeiger war 1366 eingebaut worden. Das aktuelle Zifferblatt ist übrigens im Vergleich zum Alter der Kirche, deren Anfänge ins 13. Jahrundert zurückreichen, vergleichsweise modern: Ihr Design stammt vom Aargauer Grafiker Ernst Keller (1891-1968); Er gilt als «Vater der Schweizer Grafik» und hatte sich unter anderem auf typografische Plakate und die grafische Gestaltung und Beschriftung von Gebäuden spezialisiert.

Blick auf die Zürcher Altstadt mit Turm der Kirche St. Peter

Quelle: Tobias Reich, Unsplash

Eines der Wahrzeichen von Zürich: Der Turm der Kirche St. Peter mit dem grössten Turmuhrzifferblatt von Europa.


Bahnhofsuhr, Aarau 

Sie ist so etwas wie ein Wahrzeichen des Aarauer Bahnhofs: An der Glasfassade des Westteils des Gebäudes prangt die zweitgrösste Bahnhofsuhr Europas, sie hat einen Durchmesser von neun Metern und ist damit auf dem Kontinent die zweitgrösste ihrer Art. Als sie 2010 den Betrieb aufgenommen hatte, war man davon ausgegangen, dass sie die grösste ist. Doch im Dezember 2013 meldete die Aargauer Zeitung: «Drei Jahre erhob keiner einen Einspruch. Bis gestern.» Sie zitierte die Zuschrift eines Lesers aus dem Ausland: «Die Uhr am Bahnhof von Cergy – Saint-Christophe ist mit zehn Metern die grösste von Europa.» Die Gemeinde ist ein Vorort von Paris und hält den Rekord seit 1988.

Dafür ist die Aarauer Bahnhofsuhr wie jede Schweizer Bahnhofsuhr, die vom Bodensee bis Genf und von Schaffhausen bis Mendrisio immer gleich aussieht, immerhin eine Designikone: Das üblicherweise weisse Zifferblatt mit den schwarzen Skalenstrichen und schwarzen Zeigern sowie dem leuchtend roten Sekundenzeiger, der entfernt an die Kelle eines Bahnhofvorstands erinnert, hat der Zürcher Ingenieur und Designer Hans Hilfiker (1901-1993) 1944 für die SBB entworfen. Wegen ihrer klaren, funktionalen Gestaltung ist sie längst auch im Ausland zum Vorbild für Bahnhofsuhren avanciert. Heute gibt es die Uhr übrigens auch fürs Handgelenk, als Armbanduhr.

Bahnhofsuhr in Aarau

Quelle: JoachimKohler-HB, eigenes Werk, CC BY-SA 4.0

Designikone an der Glasfassade des Bahnhofs Aarau: die in der Schwei allgegenwärtige Bahnhofsuhr von Hans Hilfiker.


Sonnenuhr am Basler Münster, Basel 

Wer die Sonnenuhr am Basler Münster mit der Zeit vergleicht, die das darunterliegende Zifferblatt anzeigt, gerät ins Nachdenken. Während man an den Uhrenzeigern die aktuelle Zeit ablesen kann, zeigt die Sonnenuhr die Basler Zeit an: Bei diesem Zeitsystem wird nicht die abgelaufene, sondern die beginnende Stunde gezählt. Das heisst, beim Höchststand der Sonne ist es nicht 12 Uhr, sondern bereits 13 Uhr. Man ist damit anderen Regionen der Schweiz also um eine Stunde voraus. 

1789 ist die sogenannte Basler Zeit aber nach rund 400 Jahren abgeschafft worden – die Sonnenuhr auf dem Münster sorgt aber dafür, dass sie die Basler Zeit nicht ganz abläuft. Um die Entstehung der Basler Zeit ranken sich verschiedene Legenden: Eine davon besagt, dass in der Zeit des Konzils von Basel (1431 bis 1449) – es gilt als längstes Konzil der Geschichte  die Konzilteilnehmer die Uhr am Münster um eine Stunde vorgestellt hatten, damit die Sitzungen weniger lang dauern und man eher zum Mittagessen übergehen konnte…

Sonnenuhr auf dem Basler Münster

Quelle: S.Wetzel, CC BY-SA 4.0

Das Basler Münsters zeigt zwei Zeiten an: die Basler Zeit (oben) und die Mitteleuropäische Zeit (unten).


Longines-Stadion-Uhr, Bern 

Sie ist das Wahrzeichen des 2001 abgebrochenen Wankdorf-Stadions und der einstigen Heimstätte der BSC Young Boys: die Longines-Stadion-Uhr. Heute befindet sie sich auf dem Platz vor dem heutigen Berner Wankdorf-Stadion. Sie steht dort seit 2007, für ihren Bau sind laut Wikipedia alle erhaltenen und renovierten Originalteile verwendet worden. Während sie zunächst das Resultat des WM-Finals 1954 anzeigte – Ungarn-Deutschland 2.3 – ist es seit 2018 das Resultat das Spiels, mit dem die Young Boys zum ersten Mal seit 32 Jahren wieder Schweizer Meister geworden sind, als sie den FC Luzern mit 2:1 besiegten.

Stadion-Uhr des alten Wankdorfstadions

Quelle: Sandstein, eigenes Werk, CC BY 3.0

Eine etwas ältere Aufnahme der einstigen Uhr des Wankdorfstadions; Auf dem Bild zeigt sie noch das Resultat des WM-Finals von 1954 an.


Blumenuhr, Genf

Die Zeit treibt in Genf bunte Blüten: Für das wechselnde Farbenspiel der Blumenuhr im Englischen Garten in der Nähe des Seeufers sorgen laut Genf Tourismus 12'000 verschieden Arten. Angelegt wurde die «L’horloge Fleurie» 1955, das Design dazu stammt vom Gartenarchitekten Armand Auberson. Das Land, auf dem der Englische Garten befindet, ist im Zuge der Bauarbeiten für eine neue Quaianlage in der zweiten Hälft des 19. Jahrhunderts aufgeschüttet worden: An seiner Stelle befand sich einst ein kleiner Hafen für Holzlieferungen in die Stadt.

Blumenuhr

Quelle: Valery Ded, CC BY 3.0

Die Blumenuhr zeigt nicht nur die Zeit an, sondern auch den Wandle der Jahreszeiten.

(mai)

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