Besondere Orte: Ein Dorf aus Booten
Das 3000-Seelen-Dorf Equihen Plage an der Küste von Nordfrankreich beim Ärmelkanal könnte wohl oft mit einem Schiffsfriedhof verwechselt werden. Die Bauwerke der kleinen Gemeinschaft bestehen nämlich aus umgedrehten Boots-Rümpfen.
Der Grund für das spezielle Aussehen lässt sich in der Vergangenheit finden: Früher war es nicht ungewöhnlich, alte umgekehrte Boote entlang der Küste zu finden. Sobald die Dorfbewohner eines der Wracks entdeckten, wurde es sogleich hinausgezogen und auf die Hochebene geschleppt, um später als Eigenheim zu dienen. Dabei wurde die gesamte Länge des Bootes in ein grosses Einzelzimmer verwandelt, welches in Koch- und Schlafbereiche eingeteilt wurde.
Das Dach des Hauses – also der Rumpf des einstigen Bootes – wurde unter anderem mit Teer bedeckt, um die Wracks wasserdicht zu machen. An den Seiten fand meistens eine ausgeschnittene Tür Platz und stellte den Eingang zum Haus sicher. Fenster gab es mehrheitlich keine, bereits damals sollen die Innenräume der Boote sehr dunkel und stickig gewesen sein.
Leider fanden fast alle Bootshäuser während des zweiten Weltkrieges ein jähes Ende, ihr Vermächtnis blieb jedoch lange Zeit bestehen. In den 1990er Jahren – ungefähr 60 Jahre nach ihrem Verschwinden – entschloss sich das Dorf dann, das alte Erbe wiederzubeleben und ein paar umgedrehte Bootshäuser zu errichten. Die zeigenössischen Häuser erhielten aber anders als die Alten, eine moderne Einrichtung und sollten später Touristen und Reisende anlocken. In der Region wird das kleine Dorf heute liebevoll «Quilles en l’air» genannt, also zu Deutsch: Kiele in der Luft. (pb/pd)
Weitere Informationen finden Sie hier:www.ville-equihen-plage.fr
Serie „Besondere Orte“
Mit der Serie «Besondere Orte» stellen wir in loser Folge spektakuläre oder besonders bemerkenswerte Plätze und Bauten auf der ganzen Welt vor.