Bernisches Historisches Museum: Reichtümer aus der Eisenzeit bestaunen
Der Archäologische Dienst des Kantons Bern führt im Challnechwald bei Kallnach eine mehrjährige Rettungsgrabung durch, bei der Grabhügel der Kelten untersucht werden. Die spektakulärsten Funde sind ab dem 21. September in einer Ausstellung zu sehen.
Im Rahmen der laufenden Rettungsgrabung im Challnechwald im bernischen Kallnach untersuchen Fachleute des Archäologischen Amtes des Kantons Bern die Spuren der Kelten, die dort ihre Eliten in der älteren Eisenzeit (800–450 v. Chr.) reich geschmückt unter Grabhügeln bestatteten.
Von dieser Praktik zeugen heute zahlreiche Funde. Die Fachleute tragen im Zuge der Arbeiten die aus Erde und Steinen aufgeschütteten Grabhügel mit Bagger, Schaufel und Kelle Schicht für Schicht ab, ehe die Fundstelle durch den dort geplanten Kiesabbau zerstört wird. Dabei werden die Spuren im Boden mit modernster Technik dokumentiert.
Handwerk vor gut 2500 Jahren
Die teilweise reich ausgestatteten Gräber enthalten Beigaben wie Keramikgefässe und Schmuck, wie aus einer Mitteilung des Kantons und des Bernischen Historischen Museums von Montag hervorgeht. Diese geben Aufschluss über die Macht der reichen Oberschicht, ihre Kontakte mit benachbarten Regionen und dem Mittelmeerraum sowie über die Geschicklichkeit der eisenzeitlichen Handwerker vor gut 2500 Jahren.
Vor einigen Wochen wurde so etwa ein kleiner Ring aus Goldblech geborgen, der einst entweder am Ohr oder im Haar getragen wurde. Der neuerliche Fund ist gemäss Mitteilung bereits der zweite im Challnechwald entdeckte Goldring. Beide Ringe werden ab dem 21. September nun im Rahmen der neuen Ausgabe der Ausstellung «Archäologie aktuell. Berner Funde frisch aus dem Boden» im Bernischen Historischen Museum zu sehen sein.
Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Philippe Joner / Daniel Marchand
Links: Goldohrring aus einem 2019 entdeckten eisenzeitlichen Grab vom Challnechwald. Links: Goldring aus einem 2023 entdeckten Grab.
Fragile Funde werden eingegipst
An der Ausstellung wird eine Auswahl der spektakulärsten Funde aus dem Challnechwald präsentiert. Die geborgenen Stücke bestehen aus verschiedenen Materialien. Gerade Metallfunde befinden sich dabei oft in einem fragilen Zustand und werden deshalb auf der Ausgrabung zusammen mit dem umgebenden Erdreich eingegipst, als Block geborgen und ins Labor gebracht. Mittels Röntgen und Computertomografie lassen sich die Funde in den Blöcken anschliessend lokalisieren.
Danach werden diese unter dem Mikroskop freigelegt, konserviert und für die Einlagerung im Funddepot oder die Präsentation im Museum vorbereitet. «Das erleichtert meine Arbeit ungemein», so die zuständige Restauratorin Vera Garvens. «In einem besonders komplizierten Fall hatten wir sogar die Möglichkeit, vorgängig ein 3D-Modell anfertigen zu lassen.» Damit konnte das Team den Zustand des Fundes im Erdblock viel besser einschätzen und eine geeignete Freilegungsstrategie erarbeiten.
Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Sabine Brechbühl / Eurofins Qualitech AG, Markus Hitz
Links: Mithilfe der Daten aus dem Computertomogramm konnte ein 3D-Modell der Armreifen gedruckt werden. Rechts: Ausschnitt aus dem Computertomogramm einer Blockbergung. Zu sehen ist eine Vielzahl übereinanderliegender Armreifen.
Alte und neue Funde vereint
Der Bestattungsplatz im Challnechwald wurde bereits 1874 entdeckt und vom Geologen und damaligen Grossrat Edmund von Fellenberg untersucht. Die damals gefundenen Objekte gelangten danach ins Bernische Historische Museum. Die Ausstellung vereine damit die alten und die neuen Funde, heisst es weiter.
Sowohl die frisch entdeckten, teilweise spektakulären Schmuckelemente und Gefässe, als auch ein im 19. Jahrhundert gefundenes Bronzebecken sind zu sehen. «Wir erzählen mit den Funden und Erkenntnissen des Archäologischen Dienstes und der bestehenden Sammlung des Museums neue, spannende Geschichten. Das macht unsere Zusammenarbeit so wertvoll», so Museumsdirektor Thomas Pauli-Gabi. (mgt/pb)
Weitere Informationen unter: www.bhm.ch