Balkrishna Doshi im Vitra Design Museum: Indischer Pionier
Premiere im Vitra Design Museum: Die Retrospektive über das Werk von Balkrishna Doshi ist die erste Gesamtschau des indischen Architekten und Stadtplaners ausserhalb von Asien. Er gilt als einer der wenigen Pioniere moderner Architektur auf dem Subkontinent.
D ie Projekte, die der 1927 in Prune geborene Balkrishna Doshi geschaffen hat, vielfältig. Dies, weil er die Grundsätze der modernen Architektur jeweils mit den lokalen Traditionen sowie den kulturellen, materiellen und natürlichen Gegebenheiten vor Ort zu verbinden suchte. Die Ausstellung «Balkrishna Doshi. Architektur für Menschen» zeigt auf, welchen Einfluss, die der letztes Jahr mit dem Pritzker-Preis geehrte Architekt auf die moderne, indische Architektur ausgeübt hat und wie sein Schaffen geprägt worden ist. So haben ihn die Zusammenarbeit mit Le Corbusier in Paris, Chandigarh und Ahmedabad aber auch die Erfahrungen beim Bau des «Institute of Management» von Louis Khan in Ahmedabad inspiriert. Er geht in seiner Formsprache jedoch über seine frühen Vorbilder hinaus: Im Lauf der Zeit entwickelte er eine eigene Herangehensweise, indem er die Architektur in einen Kontext von Kultur, Umwelt, Gesellschaft, Ethik und Religion stellt.
Computer und ungelernte Arbeiter
Die Retrospektive gliedert sich in vier Themenbereiche und startet mit einem von Doshis Schlüsselwerken: dem Campus des «Centre for Environmental Planning and Technology» in Ahmedabad. Hier realisierte Doshi über einen Zeitraum von 40 Jahren einige seiner wichtigsten Bauten. So hatte er bereits 1968 die multidisziplinäre «School of Architecture» gegründet. Sie basiert auf einem fächerübergreifenden Austausch: Um den Dialog zwischen Studenten und Dozenten zu fördern, entwarf er das Gebäude als fliessenden Raum ohne deutlich voneinander abgetrennte Bereiche. Damit hat er sowohl das Studium an der «School of Architecture» als auch die Architektenausbildung in Indien verändert. Während die «School of Architecture» auf den Überresten einer Ziegelei errichtet worden ist, liegt der zum Campus gehörende Kunstraum (1994) teilweise unter der Erde. Er trägt so dem heissen Klima Rechnung. Zudem ergänzen sich bei diesem Projekt neue Technologien und traditionelles Handwerk: Die unterschiedlich grossen Kuppeln der Struktur, die mit der Umgebung verbunden scheint, wurde am Computer entwickelt. Realisiert haben sie aber ungelernte Arbeiter von Hand, aus Abfallprodukten.