Ausstellungstipp: Eintauchen in Licht und Farbe im Unterwerk Selnau in Zürich
Noch einmal die Räume von Zürichs Unterwerk Selnau erkunden bevor das Museum Haus Konstruktiv den Industriebau verlässt, damit das EWZ darin eine Energiezentrale einrichten kann: Das Haus Konstruktiv lädt zu seiner letzten Sonderausstellung im denkmalgeschützten Industriebau und dazu, in Farbe, Licht und Formen einzutauchen.
Quelle: Foto: Conradin Frei © Carlos Cruz-Diez / Bridgeman Images, Paris 2024
Carlos Cruz-Diez, Chromosaturation, Paris 1965/2010 Farb-Environment mit drei Räumen in blauer, roter und grüner Beleuchtung, geometrische Elemente, 12.5 x 5 x 2.50 m Installationsansicht, Museum Haus Konstruktiv, 2024. Courtesy Atelier Cruz-Diez.
Zwischen 1930 und 1932 nach Plänen vom Zürcher Stadtbaumeister Hermann Herter im Stil des Neuen Bauens errichtet, dürfte das Unterwerk Selnau an der Sihlporte wohl eine der schönsten Industriebauten Zürichs sein. Nachdem es 1998 still gelegt worden war diente es nicht mehr der Elektrizitätsproduktion sondern der Kunst: Seit 2001 residiert das Museum «Haus Konstruktiv» in den grosszügigen Räumen, die Stiftung für konstruktive, konkrete und konzeptuelle Kund präsentiert hier auf rund 1200 Quadratmetern Ausstellungfläche ihre hochkarätige Sammlung, zu der Werke von Max Bill, Richard Paul Lohse, Camille Graeser und Verena Löwensberg gehören.
Allerdings nicht mehr lange: Im Zuge des Energieverbundprojekts «Cool Zurich» wird im markanten Bau wiederTechnik wieder untergebracht, das EWZ nutzt ihn dann wieder als Energiezentrale. Das «Haus Konstruktiv» zügelt deshalb in den Kreis Fünf, ins Löwenbräukunst-Areal. Bevor es so weit ist, lädt das Museum zu einer letzten Ausstellung: Unter dem Titel «All Over» werden raumgreifende Werke von Carlos Bunga, Fritz Glarner, Carlos Cruz-Diez, Ana Montiel, Reto Pufer, Esther Stocker und Christine Streuli präsentiert. Die Schau ist laut Museum «eine Hommage an den historischen Industriebau». Und sie lässt das Publikum Kunst zum Teil immersiv erleben, oder lädt es vielmehr zum Eintauchen in Formen, Farbe und Licht ein.
Carlos Cruz-Diez und Fritz Glarner
Besonders eindrücklich zeigt sich dies in der Installation «Chormosaturation» von Carlos Cruz-Diez (1923-2019), er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Op-Art und der Kinetischen Kunst. Er sich mit Arbeiten auf Leinwand und Papier, Objekten sowie mit begehbaren Installationen mit dem Thema Farbe und Farbwahrnehmung auseinander gesetzt hat: Die 1965 konzipierte Installation besteht aus drei miteinander verbundenen Räumen, die jeweils in blaues, grünes und rotes Licht getaucht sind und so erstaunliche optische Effekte auslösen.
Auf eine andere Weise in Forme und Farben eintauchen kann man in der Ausstellung in in einem der Höhepunkte der Dauerausstellung, der dieses Mal Teil der aktuellen Schau ist: der von Fritz Glarner in den Jahren 1963/64 entworfene Rockefeller Dining Room, der gewissermassen den «gedanklichen Ausgangspunkt» zur aktuellen Ausstellung liefert. Glarner hatte im Auftrag von Nelson A. Rockefeller, den späteren Vizepräsidenten der USA, für dessen New Yorker Wohnung das Esszimmer gestaltet: Über die Wände ziehen sich angeschnittene Rechtecke in unterschiedlichen hellen Grautönen, die von Elementen in Rot, Blau und Gelb konstrastiert werden. (mai)
Die Ausstellung «All Over» läuft noch bis 13. April. Weitere Informationen auf www.hauskonstruktiv.ch
Quelle: Conradin Frei © Carlos Cruz-Diez / Bridgeman Images, Paris 2024
Carlos Cruz-Diez, Chromosaturation, Paris 1965/2010 Farb-Environment mit drei Räumen in blauer, roter und grüner Beleuchtung, geometrische Elemente, 12.5 x 5 x 2.50 m Installationsansicht, Museum Haus Konstruktiv, 2024. Courtesy Atelier Cruz-Diez. Foto:
Quelle: Foto: Conradin Frei
Ana Montiel, The Cortical Columns (deepening into our shared fictions), 2024 33 Malereien in Acryl auf Leinwand Courtesy die Künstlerin und OMR Gallery, Mexico City Ausstellungsansicht, Museum Haus Konstruktiv, 2024
Quelle: Foto: Conradin Frei
Esther Stocker, A Space for Thoughts, 2024 Rauminstallation mit Skulpturen Masse variabel Vinyl, PVC-Folie, Aluminium, Holz, Klebeband Courtesy die Künstlerin und Galerie Krobath, Wien Ausstellungsansicht, Museum Haus Konstruktiv, 2024
Quelle: Foto: Conradin Frei
Christine Streuli, Who pays the Bill, 2024 Mixed media Masse variable Courtesy die Künstlerin und Mark Müller Galerie, Zürich Ausstellungsansicht, Museum Haus Konstruktiv, 2024