Ausstellung: «SBB CFF FFS»: Wenn der «Spinnerclub» Weichen stellt
Weisse Piktogramme und Schrift auf dunkelblauem Grund und ein zum Doppelpfeil umgebautes Schweizerkreuz – sie gehören zur SBB wie Züge und Schienen. Die Ausstellung «SBB CFF FFS» im Zürcher Museum für Gestaltung stellt ein Stück Schweizer Designgeschichte vor, das den Alltag prägt.
Quelle: Georgios Kefalas, Keystone / SBB
Die SBB hat Schweizer Designergeschichte geschrieben, die allgegenwärtig ist. Hier im Bahnhof Basel mit der Bahnhofsuhr, dem weissen Logo auf rotem Grund und mit der Schrift auf dunkelblauem Grund.
Schweiz, 10.45 Uhr: Die Stadt Zürich und ihre Umgebung sind in Rot getaucht. Von hier zieht sich die Farbe als fetter Strang nach Aarau über Olten bis Bern. Auch auf der Strecke nach Basel läuft der Verkehr auf Hochtouren.
Die kleine animierte Grafik zu den Passagierfrequenzen im Schweizer Schienenverkehr, die in der aktuellen Ausstellung «SBB CFF FFS» im Museum für Gestaltung zu sehen ist, zeigt, wie sich der durchschnittliche tägliche Zugverkehr des Landes über einen ganzen Tag entwickelt. Wie er anschwillt und abnimmt.
Mit etwas Fantasie erinnert sie an Venen, durch die Blut gepumpt wird. Sie zeigt nicht nur wie intensiv Europas dichtest befahrene Bahnnetz genutzt wird, sondern auch, welche Bedeutung die Bahn für die Schweiz und ihre Bevölkerung hat.
Keine Fremd- und Eigenwerbung
Rot ist auch das Logo der SBB: Wer spätabends auf der Ausgehmeile beim Escher-Wyss-Platz in Zürich West in Richtung Bahnhof Hardbrücke auf der Strasse vom Escher-Wysss-Platz her unterwegs ist, kann sie kaum übersehen: Weisse Pfeile auf rotem Grund weisen von weitem sichtbar den Weg.
Dies dürfte auch daran liegen, dass keine Werbung mit der Anzeige konkurriert. So verlangt es auch das Gestaltungshandbuch der SBB. «In der Fahrgastinformation gibt es weder Fremd- noch Eigenwerbung», ist darin vermerkt. «Demzufolge werden über Fussgängerströmen in Unterführungen und ihren Auf- und Abgängen sowie in unmittelbarer Nähe von Fahrgastinformationen (Wegweisungen, Anschriften kundendienstlicher Einrichtungen etc.) keine Werbeflächen angebracht.»
Quelle: SBB AG und Museum für Gestaltung Zürich
So wird das SBB-Signet konstruiert - oder vielmehr das zum Doppelpfeil erweiterte Kreuz. Konstruktion des SBB-Signets, Visuelles Informationssystem in Bahnhöfen und Stationen.
Entwickelt hat das Handbuch der Grafiker Josef Müller-Brockmann, aus dessen Atelier Müller-Brockmann + Co. auch das weiss-rote SBB-Logo stammt, ab 1978. Müller-Brockmanns Vorgaben prägen das Bild der Bundesbahnen bis heute. Die weisse Schrift auf dunkelblauen Grund, die Piktogramme, die den Weg zu Billetschaltern, Gepäckaufgabe oder WC weisen, die Beschriftungen der Perrons oder die Fahrplantafeln.
Auch wenn das Design zeitlos scheint, atmet es bis heute den Geist des Stils, dem sich Müller-Brockmann ab den 1960er-Jahren verschrieben hatte, und der ihn zu einem einflussreichen Mitglied seiner Zunft machen sollte: Die Funktionalität steht im Zentrum oder vielmehr auf geometrischen Formen, klaren Regeln zu Proportionen und auf einer reduzierten Typographie.
Blau-weiss-rote Welt
Der Grundstein für das Weiss-Blau der SBB wurde etwas früher gelegt. Eine der treibenden Kräfte war Uli Huber, der ab 1973 als SBB-Chefarchitekt amtete. In dieser Zeit litt die SBB unter den Auswirkungen der Ölpreiskrise: Der Personenverkehr nahm ab, auch der Güterverkehr rentierte nicht mehr wie einst.