Ausstellung «Ernst Gamperl – Dialog mit dem Holz»: Neues Leben für 230jährige Eiche
Während rund zehn Jahren hat der deutsche Künstler und Drechsler Ernst Gamperl einer vom Sturm entwurzelten Eiche zu neuem Leben verholfen: Die Baumriesin lieferte das Rohmaterial für sein «Lebensbaum-Projekt», das nun in einer Ausstellung im Gewerbemuseum Winterthur zu sehen ist.
Während eines Orkans krachte 2008 im bayerischen Rott am Inn eine mächtige Eiche auf ein Haus nieder. Der 230jährige Baum zerstörte dabei das Dach und das erste Stockwerk des Gebäudes. Immerhin kam niemand zu schaden, und es war auch nicht das Ende der Eiche. Denn wenig später erhielt sie ein zweites Leben: Ernst Gamperl entdeckte den Baum. Von der Eiche fasziniert nahm er umgehend mit der Forstverwaltung sowie den übrigen Verantwortlichen Kontakt auf und erwarb den Baum schliesslich.
«Es handelte sich um den bisher grössten Baum, der jemals den Weg zu mir gefunden hat», sagt Gamperl. Es habe einfach niemanden gegeben, der sich auf den Baumriesen habe einlassen wollen, weil dieser für standardisierte Arbeitsabläufe schlicht zu gewaltig gewesen sei. «Allein der Erdstamm mit seinen drei Metern Länge wog zehn Tonnen, der zweite ebenso lange Abschnitt ungefähr zwölf bis vierzehn Tonnen, der maximale Durchmesser lag bei 2,7 Metern», so Gamperl. Um überhaupt mit Holz von solchen Dimensionen arbeiten zu können, musste er sein Atelier entsprechend anpassen: Er habe seine Werkstatt während zweier Jahre vollständig verändert, erweitert und umgebaut sowie «unter grossem Aufwand» neue Drehmaschinen konstruiert. Damit lieferte das Holz in den vergangenen rund zehn Jahren das Rohmaterial für Gamperls «Lebensbaum Projekt»: eine Serie vielfältig geformter Gefässe und Objekte.