Ausflugstipp zum Wochende: Das Schloss der Spiele
Alte Schachbretter, kunstvoll geschnitzte Figuren und handbemalte Brettspiele: Das alles beherbergt das Schloss La-Tour-de-Peilz im gleichnamigen Ort am östlichen Ufer des Genfersees. Im mittelalterlichen Bauwerk befindet sich das Schweizer Spielemuseum.
Quelle: JoachimKohlerBremen wikimedia CC BY-SA 4.0
Das Schloss La-Tour-de-Peilz liegt im gleichnamigen Ort am östlichen Ufer des Genfersees.
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Das Schloss La-Tour-de-Peilz liegt im gleichnamigen Ort am östlichen Ufer des Genfersees.
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Das Schloss La-Tour-de-Peilz liegt im gleichnamigen Ort am östlichen Ufer des Genfersees.
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Das Schloss La-Tour-de-Peilz liegt im gleichnamigen Ort am östlichen Ufer des Genfersees.
Dass sich die Begriffe «Stubenhocker» und «Auswanderer» auch auf Spiele anwenden lassen, beweist das Schweizerische Spielemuseum in der Gemeinde La-Tour-de-Peilz VD. Die Sammlung des Museums reicht vombekannten «Mensch ärgere Dich nicht» überdas traditionelle chinesische «Mah-Jong» bishin zu den typisch schweizerischen «Jasskarten». Einige dieser Spiele fanden vor langer Zeit den Weg in andere Länder, weil sie in den Gepäckstücken der Leute mitreisten. Andere wiederum blieben ihrer gewohnten Heimat treu.
Anhand der Verbreitung der verschiedenen Spiele können Anthropologen teilweise sogar die Wanderungen ganzer Volksstämme nachvollziehen. Warum aber einige weltweit zu finden und andere wiederum nur im Herkunftland bekannt sind, ist bis heute nicht vollends geklärt. Fürdie Schweiz gilt beispielsweise das Jassen alsNationalspiel. So auch in Vorarlberg, Österreich, wo das Kartenspiel offenbar die Nummer 1 ist.
In Deutschland, wird hingegen lieber das ähnliche Skat gespielt, das mittlerweile sogar alsimmaterielles Kulturerbe des Landes anerkannt worden ist. Das Schweizer Spielemuseum kümmert sich bei der Ausstellung nicht um den Bekanntheitsgrad der Spiele. So gehören zur Sammlung auch weniger bekannte Exemplare, wie zum Beispiel das «Awélé», das auch gerne als «Spiel ganzAfrikas» bezeichnet wird. Eine Besonderheit des Gesellschaftsspiels: Man braucht dazu nur ein paar Bohnen vom tropischen Strauch Caesalpinia Crista, Kieselsteinchen oder Muscheln und zwei Muldenreihen im Sand oder einem Stück Holz. Es gehört zur Familie der Mancala-Spiele – einem Oberbegriff für Brettspiele, die meist von zwei Personen in Afrika oder Asien gespielt werden.
Quelle: Pascale Boschung
Schachfiguren gibt es in zahlreichen Varianten: Diese Bären stammen aus Brienz und wurden aus Holz geschnitzt.
Schweizer Fabrikate
Auch die Schweiz hat einiges zur Spielekultur beigesteuert: Etwa das «Schweizerische Eisenbahn-Reisespiel» oder «Reise durch die Schweiz». In der Zeit des Ersten Weltkriegs kamen die sogenannten SPES-Spiele auf, die der Spieleverlag Säuberlin & Pfeifer herausgab. Dazu gehören unter anderem «66», «Das Schweizerische historische Spiel» sowie das «Alt Schweizer»-Lottound «Lotto Winkelried». Der um 1917 gegründete Verlag war in Lausanne ansässig und vertrieb neben Familienspielen auch Malbücher und Jugendliteratur.
Im Laufe des Jahrhunderts wurden immer mehr und mehr Spiele produziert. Hauptsächlich Karten- und Brettspiele wurden in schwarz-weiss auf Papier gedruckt und handkoloriert. Einzig Würfel und Spielsteine musste man damals selbst beisteuern. Die Farblithographie ermöglichte es, ab 1840 farbig bedrucktes Material in grosser Stückzahl herzustellen.
Die Industrialisierung brachte im 19. Jahrhundert einige bekannte und grosse Spielehersteller hervor: So zum Beispiel die um 1795 gegründete englische Firma Jaques oder der um 1883 gegründete deutsche Otto Maier Verlag in Ravensburg (nach dem zweiten Weltkrieg Ravensburg AG). Bald eroberten Zeitvertreibe wie «Hammer und Glocke», «Eile mit Weile» und «Monopoly» die Wohnzimmer der Familien.
Das chinesische «Rommé»
Neben den Spielregeln der jeweiligen Ausstellungsstücke erfahren interessierte Besucher aber auch einiges zum Ursprung und der Herstellung. So lässt sich die Herkunft der Brettspiele auf die antiken Hochkulturen Ägyptens, Mesopotamiens und des Industals zurückführen. Die ältestenExemplare stammen demnach aus der Zeit um 3000 v. Chr. und wurden flüchtig in dicke Steinplatten geritzt. In der Antike wurden Spiele aber oft auch Verstorbenen auf die Reise ins Jenseits mit ins Grab gegeben.
Zwischen den Spielen der Welt kristallisieren sich zum Teil auch einige Gemeinsamkeiten heraus. So funktioniert das chinesische «Mah-Jong» nach demselben Prinzip wie «Rommé»: Nämlich bestimmte Kombinationen zu sammeln und schliesslich auszulegen. Einziger Unterschied sind die Symbole und Abbildungen und natürlich die Form. So sind die 144 ziegelförmigen Klötzchen des «Mah-Jong» meist aus Stein und Bambus und mit kulturellen Ritualen und Symbolen geschmückt. Beim «Rommé» wird dagegen mitKarten gespielt, die wiederum mit französischen Motiven bedruckt sind. Eine modernere Version des Spiels ist das «Rummikub», bei dem ebenfalls mit ziegelförmigen Klötzchen gespielt wird.
Spiele weiterhin beliebt
Trotz des Aufkommens von Video- und Computerspielen erfreuen sich herkömmliche Brett- und Kartenspiele weiterhin grosser Beliebtheit. «Der Spielemarkt ist extrem dynamisch mit fast 1000 Neuheiten, die jedes Jahr auf der Spielwarenmesse Nürnberg und auf der Spielmesse Essen vorgestellt werden», erklärt MuseumsdirektorUlrich Schädler. Dazu hat auch der seit 1979vergebene Spielepreis «Spiel des Jahres» beigetragen. Spiele wie «Die Siedler von Catan», «Carcassonne» und «Hase und Igel» gehören inzwischen zu den Klassikern.
Weitere Informationen: www.museedujeu.ch