Archiv-Geschichten: Von Kirchenluft und deren Verbesserung - 1/3
Im ersten Teil der aktuellen Archiv-Geschichte beschwert sich ein Baublatt-Redaktor um 1920 über die schlechte Luft in Kirchen. So habe das Wort «Kirchenluft» vorallem für das Ohr des Gesundheitsingenieurs keinen besonderen Wohlklang – und dies zu recht!
Quelle: Baugeschichtliches Archiv / Hana Gebrüder Gerrit Anton Bernard & Wilem Elias, Zeitraum 1900-1909
Die Kirche Enge im gleichnamigen Stadtquartier um 1900 in Zürich.
Zweite Archiv-Geschichte: «Kirchenluft und deren Verbesserung» 1/3
Von Hans Maner, Herrsching. – Geschrieben am 4. Dezember 1920.
Das Wort «Kirchenluft» hat für das Ohr des Gesundheitsingenieurs keinen besonderen Wohlklang. Und nicht zu Unrecht! – herrscht doch in manchen Kirchen eine Luft dass man es nicht aushalten kann. Will man hier Abhilfe schaffen, so muss man dem Grund des Übels nachgehen und wo man diesen nicht kennt, kämpft man gegen Windmühlen.
Bei Kirchen welche schon ohne Besetzung eine schlechte Luft aufweisen, fehlt es an der baulichen Anlage. So gibt es Kirchen, in die das ganze Jahr kein Sonnenstrahl und kein frischer Luftzug einzudringen vermag; meist sind solche Kirchen feucht, das Mauerwert hat einen modrigen Geruch, was alles zu einer schlechten Stimmungsluft führt. Für solche Kirchen ist eine künstliche Lüftungsanlage mit Ventilatorbetrieb unumgänglich, wenn einwandfreie Verhältnisse geschaffen werden sollen. Für andere Kirchen ist ja eine künstliche Lüftungsanlage meist entbehrlich, aber für genannte Kirchen kann in erster Linie nur 3 bis 4-maliger, stündlicher Luftwechsel abhelfen.
Bei Kirchen mit normalen Verhältnissen tritt eine Luftverschlechterung bis zu gesundheitsschädlichem Grade nur bei starker Besetzung ein.Über den Grund dieser Erscheinung herrscht vielfach eine solche Anschauung, weshalb näher auf diese Ungelegenheit eingegangen werden soll, umso mehr, als es der Technik der neusten Zeit gelungen ist, Apparate zu bauen welche auch für solche Verhältnisse in der zuverlässigsten und sichersten Weise die Atmungsluft reinigen und frisch erhalten.
Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Gaberell, Jean / Ans_05106-274 / CC BY-SA 4.0
In der Kirche St. Martin in Baar, herrschte um 1930 wohl nicht die gleiche Luft, wie man sie heute kennt.