13:33 VERSCHIEDENES

Architekturführer Slowenien: Bunte, bewegte Geschichte

Teaserbild-Quelle: Hendrik Bohle

Wie sehr Architektur und jüngere Geschichte miteinander verwoben sein können, davon erzählt der kürzlicherschienene «Architekturführer Slowenien». Dabei steht vor allem Ljubljana im Fokus.

Ljubljana

Quelle: Hendrik Bohle

Blick auf Ljubljana von der Burg aus in Richtung Südwesten.

Wie, wo und wie intensiv sich ein Erdbeben ausgewirkt hat, zeigt die sogenannte Isoseistenkarte. Isoeisten sind Linien, die Orte miteinander verbinden, an denen ein Erdbeben in derselben Stärke aufgetreten ist. Solche Karten halten fest, wie sich die Wellen eines Bebens ausgebreitet haben, auch in Bezug auf die Geologie einer Region. Eine der ersten Karten dieser Art ist für Laibach – heute Ljubljana – erstellt worden. Dies, nachdem dort am späten Abend des 14. April 1895 die Erde gebebt hatte. In der Nacht folgten zahlreiche weitere Stösse. Am Morgen waren grosse Teile der Stadt verwüstet. Rund zehn Prozent der Bausubstanz hatte derart gelitten, dass sie abgerissen werden musste.

Im Geist des Jugendstils

Die nachfolgenden Bau- und Instandsetzungsarbeiten sollten das Gesicht der Stadt massgeblich prägen: Bürgermeister Ivan Hribar nahm sie zum Anlass, Ljubljana zu modernisieren und zu erneuern. Er war Anhänger des damals aufkommenden Jugendstils, dessen Vertreter sich in Wien, von der Künstlervereinigung der Wiener Sezession beinflusst, einen Namen machten. Der Wiener Stadtplaner Camillo Sitte war ebenso an der Weiterentwicklung der Stadt beteiligt wie der slowenische Architekt Max Fabiani, der unter anderem im Atelier von Otto Wagner in Wien gearbeitet hatte.

Genossenschaftliche Wirtschaftsbank, Ljubljana.

Quelle: Hendrik Bohle

Die Genossenschaftliche Wirtschaftsbank in der Miklošičeva ulica 8 wurde von Ivan Vurnik und Helena Kottler Vurnik im volkstümlichen Stil gestaltet.

Auf Spuren jener Zeit trifft man in Ljubljana bis heute. Dies gilt auch für das eigenwillige Gebäude der genossenschaftlichen Wirtschaftsbank: Architekt Ivan Vurnik verband hier wie bei anderen Projekten traditionelle Formen mit Funktionalität. Die bunte Fassade und die ebenso farbige Innenarchitektur entstanden in Zusammenarbeit mit seiner Gattin Helena Kottler Vurnik. Die Illustratorin hatte sich von Mustern und Farben der Trachten inspirieren lassen.Solche Geschichten erzählt der «Architekturführer Slowenien», der kürzlich im Verlag «DOM publishers» erschienen ist. Die Autoren Jan Dimog und Hendrik Bohle stellen darin die slowenische Hauptstadt ins Zentrum.

Garnisonstadt wird Hauptstadt

Neben der Architektur rollen sie auch die bewegte Geschichte Ljubljanas im 20. Jahrhundert und damit Sloweniens auf. Als zunächst österreich-ungarischeGarnisonstadt wurde Ljubljana 1918 Teil des Königreichs Jugoslawien. Im Zweiten Weltkrieg von Italien annektiert und danach unter deutsche Kontrolle gestellt, wurde aus der Metropole schliesslich die Hauptstadt der Volksrepublik Slowenien der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien. Die letzte Zäsur dürfte es 1991 mit der Unabhängigkeit Sloweniens gegeben haben.

Sportpark Stožice, Ljubljana.

Quelle: Hendrik Bohle

 Sadar + Vugas Sportpark Stožice in Ljubljana wartet noch immer auf seine Vollendung.

Der Architekturführer zeigt anschaulich, wie stark Architektur und Geschichte miteinander verwoben sein können. Zudem widmet er sich auch der jungen Architektengeneration, Büros wie wie Sadar + Vuga, Ofis arhitekti oder Bevk Perovic Arhitekti. Des Weiteren liefert er auch Tipps für Ausflüge in ausgewählte Orte wie Bled, Maribor oder Celje.

Damit eignet sich der Band nicht nur als Begleiter für eine Reise in eine eher unbekannte Region, sondern bietet auch spannenden Lesesstoff und macht neugierig auf mehr.(mai)

«Architekturführer Slowenien» / Hendrik Bohle und Jan Dimog / DOM publishers / 319 Seiten / ISBN 978-3-86922-533-3 / zirka50 Franken

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