18:27 VERSCHIEDENES

Balkrishna Doshi im Vitra Design Museum

Teaserbild-Quelle: Vinay Panjwani India

Premiere im Vitra Design Museum: Die Retrospektive über das Werk von Balkrishna Doshi ist die erste Gesamtschau des indischen Architekten und Stadtplaners ausserhalb von Asien. Er gilt als einer der wenigen Pioniere moderner Architektur auf dem Subkontinent.

Balkrishna Doshi, Indian Institute of Management, Bangalore, 1977, 1992

Quelle: Vinay Panjwani India

Balkrishna Doshi, Indian Institute of Management, Bangalore  (1977 / 1992)

Die Projekte, die der 1927 in Prune geborene Balkrishna Doshi geschaffen hat, sind äusserst vielfältig. Dies, weil er die Grundsätze der modernen Architektur jeweils mit den lokalen Traditionen und den kulturellen, materiellen und natürlichen Gegebenheiten vor Ort zu verbinden suchte. Die Ausstellung veranschaulicht den Einfluss, die der letztes Jahr mit dem Pritzkerpreis ausgezeichnet Architekte auf die moderne indische Architektur ausgeübt hat und was sein Werk prägt. So ist seine Architektursprache etwa von seiner Zusammenarbeit mit Le Corbusier in Paris, Chandigarh und Ahmedabad massgeblich geprägt worden, aber auch von seinen Erfahrungen beim Bau des «Institute of Management» von Louis Khan in Ahmedabab. Doshi geht in seiner Formsprache über seine frühen Vorbilder hinaus: Er entwickelte Lauf der Zeit eine eigene Herangehensweise, indem er die Architektur in einem grösseren Zusammenhang von Kultur, Umwelt, Gesellschaft, Ethik und Religion stellt.

Computer und ungelernte Arbeiter

Die Retrospektive gliedert sich in vier Themenbereiche und startet mit einem Blick auf eines von Doshis Schlüsselprojekten, den Campus des «Centre for Environmental Planning and Technology» in Ahmedabad, wo Doshi über einen Zeitraum von 40 Jahren hat einige seiner wichtigsten Bauten realisiert hat. So hatte er bereits 1968 die multidisziplinäre «School of Architecture» gegründet, die auf dem Austausch über die Fächergrenzen hinweg basiert: Um den Dialog zwischen Studenten und Dozenten zu fördern, entwarf er das Gebäude als fliessenden Raum ohne deutlich voneinander abgetrennte Bereiche. Damit hat hat er sowohl das Staduium an der «School of Architecture» als auch die Architektenausbildung in Indien verändert. Während die «School of Architecture» ist auf den Überresten einer Ziegelei errichtet worden ist, liegt der zum Campus gehörige Kunstraum (1994) teilweise unter der Erde. Er trägt damit dem heissen Klima Rechnung. Zudem ergänzen sich hier neue Technologien und traditionelles Handwerk: Die unterschiedlich grossen Kuppeln der Struktur, die mit der Umgebung verbunden scheint, wurde am Computer entwickelt. Realisiert wurden sie aber von ungelernten Arbeitern von Hand aus Abfallprodukten.

Balkrishna Doshi in Zusammenarbeit mit M.F. Husain, Amdavad Ni Gufa Kunstraum, Ahmedabad, 1994

Quelle: Iwan Baan

Balkrishna Doshi in Zusammenarbeit mit M.F. Husain, "Amdavad Ni Gufa"-Kunstraum, Ahmedabad (1994)

Der zweite Teil behandelt das Thema «Heimat und Identität»: Inspiriert von Mahatma Gandhis Lehren, entwickelte Doshi neue Herangehensweisen an den sozialen Wohnbau. Die Bewohner sollten am Projekt teilhaben und ihre Wohnungen an im Laufe der Zeit veränderte Bedürfnisse anpassen können. Ein gutes Beispiel dafür ist die 1989 gebaute Wohnsiedlung »Aranya« (1989) in Indore: Als Musterprojekt gebaut, leben hier heute über 80‘000 Menschen. Ausgehend von einer Parzelle mit Fundament, Sanitärblock und einem einzigen Raum können sie ihr Zuhause dank eines Modulsystems individuell ausbauen und gestalten.

Balkrishna Doshi, Wohnsiedlung Aranya, Indore, 1989

Quelle: Vastushilpa Foundation, Ahmedabad

Balkrishna Doshi, Wohnsiedlung "Aranya", Indore (1989)

Unterwegs in begrünten Höfen

Die vielen institutionellen Bauprojekte, an denen Doshi ebenfalls mitgewirkt hat, stehen im vierten Bereich im Fokus. Dies gilt etwa für das das »Indian Institute of Management« (IIM) in Bangalore (1977 und 1992). Der ausgedehnte Campus wurde im Laufe von 20 Jahren immer wieder ergänzt und verändert. Zudem hat ihn Doshi im Innern mit begrünten Korridoren und Höfen versehen, durch die über Pergolen und Durchbrüche Tageslicht fällt (Bild). Sie erweitern die Unterrichtsräume und dienen gleichzeitig als Begegnugnsort.

Balkrishna Doshi, Indian Institute of Management, Bangalore, 1977, 1992

Quelle: Vinay Panjwani India

Balkrishna Doshi, "Indian Institute of Management", Bangalore, (1977 / 1992)

Zuletzt thematisiert die Schau Doshis Stadtplanungsprojekte. Dabei geht es vor allem um die Entwicklung des Masterplans und der städtebaulichen Vorgaben für Vidhyadhar Nagar (1984) in Rajasthan: Die Wohnsiedlung umfasst 15000 Wohnungen und ist als als energieeffiziente Stadt auf 350 Hektar Land am Rande von Jaipur konzipiert. Öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Gesundheitszentren und Spielplätze gruppieren sich entlang einer zentralen Achse mit freien Flächen. Architektonische Elementen wie Auskragungen und Balkone aus Naturstein sorgen nicht für ein besseres Mikroklima bei, sondern setzen auch einen Bezug zur lokalen Bautradition. (mai/mgt)

Ausstellung

Balkrishna Doshi. Architektur für Menschen
30. März bis 9. September
Vitra Desig Museum, Weil am Rhein D
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr
Weitere Informationen auf www.design-museum.de

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