Archäologie: Rezykliertes Glas für die Mosaiken im Haus des Charidemos
Obwohl das Haus des Charimedos vor weit über 160 Jahren erstmals erforscht worden ist, birgt die römische Villa an der ägäischen Küste in Anatolien noch immer Geheimnisse. Ein internationales Forschungsteam hat herausgefunden, dass für ihre Mosaiken Glas rezykliert worden ist.
Quelle: Kaare Lund Rasmussen
Einige der untersuchten Mosaiksteinchen.
Als Charidemos Mitte des fünften Jahrhunderts in Halikarnassos – heute Bodrum – seine Villa erbaute, liess er ihre Böden mit prächtigen Mosaiken versehen: Szenen aus der griechischen Mythologie und den Werken Vergils aber auch geometrische Muster. Er leistete sich damit einen kostspieligen Luxus. Das Rohmaterial für die kunstvollen Dekorationen musste von weit her transportiert werden. Dies gilt für schwarzen, weissen oder grünen Marmor ebenso wie für farbiges Glas oder Keramik.
Allerdings wurden dafür nicht nur neue bunte Steine verwendet, sondern auch alte wiederverwertet. Dies hat kürzlich ein internationales Archäologenteam mit archäometrischen Untersuchungen herausgefunden; dabei handelt es sich um chemische Analysen, mit denen sich zum Beispiel feststellen lässt, aus was für Komponenten sich zum Beispiel ein spezifisches Baumaterial oder Glas zusammensetzt.
Recycling wegen Versorgungsengpässen?
„Ich erhielt 19 Mosaiksteine zur Analyse. Davon waren sieben aus unterschiedlich farbigem Glas: violett, gelb, rot und tiefrot“, erzählt Kaare Lund Rasmussen, er ist Professor an der Universität von Süddänemark und war mit den Untersuchungen betraut. Er sei zum Schluss gekommen, dass sechs von ihnen wohl aus rezykliertem Glas bestehen: Er und seine Kollegen nicht nur zwischen Basisglas aus Ägypten und aus dem Nahen Osten unterscheiden, sondern fanden auch heraus, womit die Handwerker die Glassteine färbten oder wie sie diese undurchsichtig machten. Letzteres war damals bevorzugt gewesen, wie Rasmussen erklärt.
Es sei natürlich schwierig, aus nur sieben Glasmosaiksteinen Rückschlüsse zu ziehen, aber diese Erkenntnisse passten sehr gut in das Bild des spätantiken Anatoliens, heisst es in der Medienmitteilung der Universität. Denn als das Römische Reich in der Region zunehmend an Einfluss verlor, litten auch die Handelsrouten. Sie kamen zum Erliegen oder verschoben sich, was wiederum mancherorts zu Versorgungsengpässen geführt haben dürfte - auch mit Rohstoffen für die Glasherstellung in Anatolien, wo Charimedos gewohnt hat. (mai)
Bilder, Pläne und weitere Angaben zum Haus des Charimedos auf der Website der Universität: www.sdu.dk