Archäologie: Bronzezeitliches Gräberfeld in Bosnien entdeckt
Es dürfte einer der bedeutendsten archäologischen Funde der letzten Jahrzehnte auf dem Balkan sein: das Gräberfeld Kopilo in Bosnien. Es zeigt, dass im Europa der Bronze- und Eisenzeit unterschiedlich bestattet worden ist. Entdeckt hat die Nekropole ein österreichisch-bosnisches Archäologenteam der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
Quelle: ÖAW-ÖAI / I. Petschko
Blick auf den 2021 freigelegten Teil der Nekropole mit den runden Steinkonstruktionen.
Währen der Bronzezeit war das heutige Bosnien von einem dichten Netz gut befestigter Höhensiedlungen überzogen. Von der Kultur ihrer Bewohner erzählen vor allem eindrucksvolle Metallfunde, wie der heute im Naturhistorischen Museum Wien ausgestellte Vogelwagen von Glasinac.
Das Wissen über die Bestattungsriten der Menschen jener
Region und jener Zeit ist lückenhaft. Umso wichtiger ist der Fund, der bei der rund 70 Kilometer westlich von Sarajevo
gelegenen archäologischen Stätte Kopilo ans Licht gelangte: eine Nekropole mit
46 Gräbern. Sie zeigt, dass im Gegensatz zu anderen Regionen Europas im
westlichen Balkan die Menschen ihre Verstorbenen erdbestatteten statt verbrannten.
Erste Gräber hat das Grabungsteam bereits im Sommer 2021 freitgelegt, dieses
Jahr konnte nun die gesamte Gebiet respektive die gesamte Terrasse, wo sich die
Nekropole befindet, systematisch erforscht und dokumentiert werden, wie die Österreichische
Akademie der Wissenschaften, die in
ihrer Medienmitteilung schreibt.
Konstruktion der Gräber bislang unbekannt
Quelle: ÖAW-ÖAI / M. Gavranović
Detail aus dem Grab 14 mit einem Collier aus Bronzeanhängern aus dem achten bis siebten Jahrhundert vor Christus.
Bislang völlig unbekannt gewesen seien Konstruktionsdetails der Gräber, wie es weiter heisst. Die Ruhestätte sind aus Stein gebaut worden. Dies oft mit einem Kreis, der jeweils zwei bis fünf Gräber umschliesst. Das Gräberfeld ist vom elften bis ins fünfte Jahrhundert vor Christus kontinuierlich belegt gewesen. Die Toten sind in einer seitlichen Lage mit leicht angewinkelten Beinen und Armen zur letzten Ruhe gebettet worden, in der sogenannten „Schlafposition“. Neben dem Kopf platzierte man oft ein kleines Gefäss, das für das Jenseits gedacht war.
Daneben fand man weitere Grabbeigaben, wie Glasperlen, Bronzeschmuck
und Eisenwaffen. Der Fund liefere auch Einsichten zum ersten Objekten, heisst
es in der Medienmitteilung. „Sie beweisen eine entwickelte Eisenmetallurgie,
die bereits im neunten und achten Jahrhundert vor Christus beginnt.“ - Analysen der sterblichen Überreste zeigen
zudem, dass unter den Bestatteten Kinder überproportional vertreten sind, was
auf eine hohe Kindersterblichkeit hindeutet. (mai/mgt)