Archäologenteam entdeckt älteste Kirche von Armenien
In Artaxata, zwischen den Mauerresten der antiken armenischen Königstadt, stiess ein deutsch-armenisches Forschungsteam auf die älteste Kirche Armeniens. Sie stammt aus dem vierten Jahrhundert. Es handelt sich um einen Achteckbau mit kreuzförmig angesetzten Anbauten.
Quelle: Armenian-German Artaxata Project
Eine vorläufige Rekonstruktion zeigt die spätantike Kirche in Artaxata.
Wenige Kilometer südlich von Jerewan, der armenischen Hauptstadt, befinden sich die Überreste von Artaxata. Vor rund 2200 Jahren auf einer Halbinsel des Flusses Araxes gegründet war sie während knapp sechs Jahrhunderten die Hauptstadt des armenischen Königreichs der Dynastien der Artaxiaden und Arsakiden. In hellenistischer Zeit entwickelte sie sich zu einer bedeutenden Metropole. Plutarch soll sie gar als „armenisches Karthago“ beschrieben haben.
Zudem ist in Artaxata der Legende nach Gregor der Erleuchter gefangen gehalten worden, bevor er im Jahr 301 den armenischen König Tiridates III. zum Christentum bekehrte. Armenien wurde demzufolge der erste christliche Staat der Welt. Lediglich eine Steinwurf von der nun entdeckten Kirche entfernt liegt das mittelalterliche Kloster Khor Virap, das an diese Tradition erinnert.
Vor kurzem hat nun ein armenisch-deutsches Archäologenteam in den Ruinen die Mauern einer einer bisher unbekannten frühchristlichen Kirch entdeckt: „Bei dem Gebäude aus dem 4. Jahrhundert handelt es sich um die älteste archäologisch belegte Kirche des Landes – ein sensationelles Zeugnis für das frühe Christentum in Armenien“, sagt Achim Lichtenberger von der Universität Münster, deren Team zusammen mit Archäologen der Armenischen Akademie der Wissenschaften der Wissenschaften das Gotteshaus entdeckt hat. Der Fund umfasst einen Achteckbau mit kreuzförmig angeordneten Anbauten. Datieren liess sich die Kirche dank den Resten von Holzplattformen, auf die das Forschungsteam in den Anbauten gestossen war: Eine Radiokarbondatierung zeigte, dass sie aus der Mitte des 4. Jahrhunderts stammen dürften.
Terracotta und Marmor
„Bislang waren achteckige Kirchen hier nicht bekannt, wir kennen sie aber gut aus dem östlichen Mittelmeerraum, wo sie bereits seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. auftreten“, kommentiert Mkrtich H. Zardaryan von der Armenischen Akademie der Wissenschaften den Fund. Typologisch entspreche der Fund frühchristlichen Memorialbauten. Das Gebäude, dessen Oktogon einen Durchmesser von zirka 30 Metern hat, war mit einem einfachen Mörtelfussboden und Terracottaplatten versehen. Zudem deuten Marmorfunde darauf hin, dass die Kirche aufwendig mit dem aus dem Mittelmeerraum importierten Material geschmückt gewesen war. Wem die Kirche geweiht war und weitere Details zur Architektur hofft, das deutsch-armenische Forschungsteam mit weiteren Ausgrabungen zu erfahren.
Die Ausgrabungen fanden im Rahmen des „Armenian-German Artaxata Project“ (AGAP)
statt. Das armenisch-deutsche Forschungsteam untersucht seit 2018 die hellenistische Metropole Artaxata in der Ararat-Ebene. Das Grabungsprojekt zur Siedlungsarchäologie der antiken Stadt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Republik Armenien gefördert. (mai/mgt)
Quelle: Armenian-German Artaxata Project
Das Kloster Khor Virap vor dem Ararat liegt in der Nähe der neu entdeckten Kirche.