Archäologen legen zwei alte Töpferöfen in Heimberg BE frei
Bei einer Rettungsgrabung haben Archäologen in einem ehemaligen Hafnerhaus in Heimberg BE zwei Töpferöfen freigelegt. Sie geben Einblick in die Keramikproduktion des 18. und 19. Jahrhunderts. Am Mittwoch können die Funde besichtigt werden.
Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Marco Amstutz
Die Archäologen haben einen beinahe in voller Höhe erhaltenen Töpferofen mitsamt der Arbeitsgrube und der Einfeuerung ausgegraben.
Heimberger Töpfer gehörten seinerzeit zu den gefragtesten in ganz Europa. Die ersten Töpfer wanderten in den 1730er-Jahren aus Langnau im Emmental zu. Im Verlaufe des 18. und im 19. Jahrhundert stieg die Zahl der Hafnereien stetig, wie der archäologische Dienst des Kantons Bern in einer Mitteilung vom Montag schreibt.
Um 1850 gab es etwa 80 Familienbetriebe und über 50 Töpferöfen. Bereits um 1860 begann der allmähliche Niedergang des Gewerbes, da industriell gefertigtes Geschirr den Markt überschwemmte. Mit dem Aufkommen des Tourismus im Berner Oberland im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts bot die Herstellung von Souvenirkeramik in Form der sogenannten «Thuner Majolika» den Hafnereien ein neues Geschäftsfeld.
Die beiden Weltkriege setzten den Töpfereien weiter zu. Doch die Berner Bauernkeramik hat überlebt und findet sich gar auf der Liste der lebendigen Traditionen des Bundes. Auch heute gibt es in Heimberg und Umgebung noch diverse Töpfereien.
Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Marco Amstutz
Die Funde ermöglichen laut dem archäologischen Dienst sowohl Rückschlüsse zum Haushalt als auch zur Produktionsweise der letzten Hafner.
Altes Hafnerhaus weicht Neubau
An der Bernstrasse in Heimberg muss ein altes Hafnerhaus einem Neubau weichen. Im Rahmen einer Rettungsgrabung haben die Archäologen nun einen beinahe in voller Höhe erhaltenen Töpferofen inklusive der Arbeitsgrube und der Einfeuerung ausgegraben. Von einem zweiten Töpferofen haben sich der Aussenmantel, die Feuerungsgrube und die Lochtenne erhalten.
In den beiden Öfen fanden sich grosse Mengen an Geschirr, Glas, Eisen und Buntmetall. Die Funde ermöglichen sowohl Rückschlüsse zum Haushalt als auch zur Produktionsweise der letzten Hafner. Stapelhilfen zum Einräumen der Brennkammer sowie missglückte und halbfertige Stücke zeigen das Produktionsspektrum der jüngsten Hafnereien auf.
In dem Gebäude an der Bernstrasse befand sich ab etwa 1815 eine Hafnerei. Sämtliche im Haus arbeitenden Hafnerfamilien sind namentlich bekannt. Der letzte Hafner aus der Töpferfamilie Loder stellte den Betrieb im Jahr 1932 ein. (sda/pb)
Tag der offenen Grabung in Heimberg
Am Mittwoch, 29. September 2021, präsentiert der Archäologische Dienst von 17 bis 20 Uhr die Ausgrabung in Heimberg an der ehemaligen Bernstrasse 310 der Öffentlichkeit. Vor Ort gibt es Gruppenführungen. Der Zugang erfolgt von der Bernstrasse (Bäckerei Linder) her. Vor Ort stehen keine Autoparkplätze zur Verfügung. Die Anreise wird mit dem Öffentlichen Verkehr (Bahnhof Heimberg), dem Velo oder zu Fuss empfohlen.
Weitere Informationen: www.erz.be.ch