Agenda: Suisse Floor 2019, Interview, Vorschau und Ausstellervorberichte
Beim Bodenforum der Suisse Floor stellt Markus Schlegel, Professor an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Hildesheim (D), seine Forschungen zum Fussboden der Zukunft vor. Im Interview erzählt er, warum der Boden wandlungsfähig sein soll.
Sie sprechen oft von Codierungen. Was ist das für Sie?
Markus Schlegel: Codierungen beschreiben gestalterische Phänomene und damit auch jede Oberflächengestaltung. Für den Boden gilt, dass es die eine ewige, zeitlose Aussage zur Gestaltung nicht mehr gibt. Der Boden soll wandlungsfähig und multifunktional sein. Wir leben in einem Zeitalter der Retrokultur und des Stilmix. Will ich etwa ein Büro im Industrial-Look, dann ist ein roher Zementestrich in Ordnung, darauf darf auch ein Perserteppich liegen. Ein weiterer Aspekt von Gestaltung ist das Thema Tradition, das Zitieren von Bestehendem bei gleichzeitiger Integration von Neuem. Wichtig dabei ist, an Sehgewohnheiten anzuknüpfen, damit Neues angenommen wird.
Sie verwenden den Begriff «personalisierter Fussboden», was meinen Sie damit?
Personalisiert steht für individualisiert. Vorstellbar wäre etwa ein selbstleuchtender Belag, der situativ eine andere Färbung oder Ornamentik annimmt. So könnte zum Beispiel in einer Bürolandschaft der Arbeitnehmer selber festlegen, auf welcher Bodenfarbe er arbeiten will – ähnlich dem Desktopbild eines Rechners.
Der Fussboden wird dann quasi zu einem Bildschirm?
Er könnte auch aus Mikrofasern bestehen und einen textilen, weichen Charakter haben. Wenn abends Gäste kommen, stellt man edles Brokatdekor ein, und morgens wird er wieder zu einem Spielzimmerfussboden mit Rennbahn für die Kids. Der Fussboden könnte auch ein Möbel sein: Schränke als ausfahrbare Bodentanks, angeformte Sitzecken oder ein Bodenbelag, der auf einer Wand weitergeführt wird.
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