Acker statt Deponie: Baudirektion Zürich will Boden erhalten
Fruchtbarer Boden, der infolge der regen Bautätigkeit anfällt, soll ein zweites Leben erhalten: Der Kanton Zürich hat 15 landwirtschaftlich minderwertige Flächen definiert, die mit dieser wertvollen Erde aufgewertet werden sollen.
Quelle: zvg
Einer der empfohlenen Standorte: Das Gebiet Chellen zwischen Zumikon und Maur.
Bislang wird ein Grossteil des Aushubmaterials, das beim Bau von Radwegen, Strassen und Häusern anfällt, einfach entsorgt: Vom anfallenden Bodenmaterial – rund 1,6 Millionen Kubikmeter im Jahr – landet mehr als die Hälfte in Kiesgruben und Deponien. Dabei wären 676'000 Kubikmeter dieses entsorgten Materials ohne Weiteres verwertbar, wie Marco Pezzatti, Chef des Amts für Landschaft und Natur (ALN) der Baudirektion, vor den Medien ausführte.
15 Standorte im ersten Schritt
Zwar sieht die Abfallverordnung des Bundes vor, dass "abgetragener Ober- und Unterboden möglichst vollständig zu verwerten ist". Doch finden Bauherren und Investoren nur mit grossem Aufwand geeignete Flächen. Das ALN hat nun 46 mögliche Standorte evaluiert, an denen sich der heute minderwertige landwirtschaftliche Boden durch das fruchtbare Aushubmaterial aufwerten liesse. "Die Idee ist, aufzuzeigen, dass es Standorte gibt", sagte Pezzatti.
In einem ersten Schritt schlägt das ALN den verschiedenen Planungsregionen im Kanton 15 Standorte vor, wie Projektleiterin Céline Wanner erklärte. Diese sollen die Flächen dann in ihrem regionalen Richtplan eintragen. Vorausgesetzt, die Grundeigentümer zeigen sich mit der Bodenverbesserung einverstanden.
Aufwertungen im ganzen Kanton
Es seien in jeder Planungsregion mindestens ein Standort sowie grosse Flächen ab rund zehn Hektaren gesucht worden, sagte Wanner. In den ALN-Unterlagen heisst es dazu, dass auf grossen, zusammenhängenden Flächen Aufwertungen am besten gelingen. Und dank der Verteilung über den ganzen Kanton werden kurze Transportwege ermöglicht, die "in den allermeisten Fällen kürzer als in die oft weit entfernten Deponien" ausfallen. Die 15 Standorte umfassen zusammengezählt eine Gesamtfläche von 250 Hektaren. Dabei liessen sich 135 Hektaren neue Fruchtfolgeflächen, also besonders fruchtbare Böden, schaffen.
Der Kanton Zürich muss gemäss Bund 44'400 Hektaren Fruchtfolgeflächen erhalten. Angesichts der Bautätigkeit sei dies eine grosse Herausforderungen, sagte Pezzatti. Derzeit schwanke der effektive Bestand um diesen Wert herum – mit dem vorgeschlagenen Konzept für "grossflächige landwirtschaftliche Bodenverbesserungen" liessen sich die Fruchtfolgeflächen stabilisieren.
Hochwertiges Kulturland schaffen
"Durch die Lenkung des bei Bautätigkeiten anfallenden Bodenmaterials in landwirtschaftliche Bodenverbesserungsprojekte kann hochwertiges Kulturland geschaffen werden", heisst es auch im ALN-Schlussbericht. Der Kanton leiste damit einen Beitrag, dass der Landwirtschaft genügend Flächen geeignetes Kulturland erhalten bleibe.
Der Zürcher Bauernverband (ZBV) zeigte sich in einer ersten Reaktion erfreut: Es gelte dem "unaufhaltsamen und unkritischen Flächenverzehr von landwirtschaftlichem Kulturland die Stirn" zu bieten. Wertvoller Humus soll nicht mehr entsorgt werden. "Wir setzen alles daran, dass wir dem Ziel 'zweites Leben für fruchtbaren Boden' rasch einen Schritt näher kommen", schreibt der ZBV. Im Kanton Zürich gebe es grosse Flächen in ungenügender Qualität, die sich für eine Bodenverbesserung anbieten würden. (sda/mt)
Die empfohlenen Standorte:
- Chilenwisen, Regensdorf
- Steingass, Regensdorf
- Eichgrindel, Fällanden
- Jungalbismatt, Rifferswil
- Widenacher, Maschwanden
- Riet, Hittnau
- Moos, Wetzikon
- Chellen, Zumikon/Maur
- Rosacher, Küsnacht
- Rietli, Niederhasli
- Riet, Benken
- Isenhag, Marthalen
- Rosenzil, Illnau-Effretikon
- Chalchtaren, Wädenswil
- Beichlen, Wädenswil