Junge und Frauen unterstützten Wohnungsinitiative
Die Initiative für «mehr bezahlbare Wohnungen» fand vor allem bei Jungen und Frauen Anklang. Sie scheiterte am 9. Februar mit 57 Prozent Nein-Stimmen an der Urne. Einigkeit herrschte aber weitherum darin, dass Mieten und Eigentum in der Schweiz teilweise zu hoch sind.
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Balkone, Schmuckbild.
Neun von zehn Befragten teilten gemäss einer Abstimmungsanalyse diese Ansicht. Das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) veröffentlichte die in seinem Auftrag vom Forschungsinstitut Sotomo nach der Abstimmung vorgenommene Analyse am Montag. Die Westschweiz hiess die Initiative gut.
Den grössten Einfluss auf eine Zustimmung zur Initiative hatte demnach die politische Einstellung. Etwa neun von zehn Ja-Stimmen stammten aus dem linken Politspektrum.Neben diesen soziodemografischen Merkmalen spielte die persönliche Betroffenheit eine Rolle. Acht von zehn Personen, die sich wegen der Wohnkosten einschränken müssen, hiessen die Vorlage gut.
Auch stimmten mehr Alleinlebende als Menschen in Mehrpersonenhaushalten zu. Wer sich schon öfters erfolglos um eine Wohnung beworben hatte, reihte sich ebenso häufiger im Ja-Lager ein wie Menschen, die erst kurz in ihrer aktuellen Wohnung leben.
Staat soll nicht in Wohnungsmarkt eingreifen
Motiv für die Zustimmung war vor allem der Wunsch nach preisgünstigen Wohnungen. Gegner der Vorlage begründeten ihren Entscheid vorgängig damit, dass der Staat nicht in den Wohnungsmarkt eingreifen solle.Dieses Argument wurde in der Deutschschweiz deutlich stärker gewichtet als in der lateinischen Schweiz. Ebenso stark werteten die Gegner das Argument, dass eine flächendeckende Quote von zehn Prozent gemeinnütziger Wohnungen falsch sei.
Die Stimmbevölkerung unterstützt im weiteren mehrheitlich eine Wohnungspolitik, die gemeinnützigen Wohnraum fördert: Für zwei von drei Befragten ist Wohnen ein Grundrecht und darf deshalb nicht gänzlich der freien Marktlogik überlassen werden. Diese Ansicht zieht sich durch alle Schichten, Alter und Politspektren.
Neuer Rahmenkredit für Bürgschaften
Unabhängig von der Volksinitiative befürwortet die Stimmbevölkerung verschiedene Massnahmen zur Förderung von preisgünstigem Wohnraum.So unterstützte eine Mehrheit zinsgünstige Darlehen und Bürgschaften der öffentlichen Hand an den gemeinnützigen Wohnungsbau.
Nach dem Nein zur Initiative trat der indirekte Gegenvorschlag in Kraft. Das Parlament hatte einen Rahmenkredit von 250 Millionen Franken über zehn Jahre hinweg gutgeheissen. Der Bundesrat wird dem Parlament gemäss dem BWO nach den Sommerferien einen neuen Rahmenkredit für Bürgschaften vorlegen. Das hatte er im Abstimmungskampf zugesichert.
Sotomo befragte vom 14. bis 25. Februar online 1644 Stimmberechtigte und kalibrierte die Daten, um die Repräsentativität zu gewährleisten. (sda)