Kolumne zur Lehre: Jovana über die Redaktion
Unsere KV-Lernende ist im ganzen Verlag unterwegs. Bis vor kurzem hat sie noch Baublatt-Redaktionsluft geschnuppert. Von ihren Eindrücken und den unterschiedlichen Redaktionstypen beim Baublatt berichtet sie nun in ihrer Kolumne.
Quelle: Baublatt
Rund ein halbes Jahr verbrachte unsere KV-Lehrtochter Jovana Djuric in der Baublatt-Redaktion.
Als ich in die Baublatt Redaktion kam, hatte ich den schlechtesten Platz im Büro, den man nur haben kann. Ich meine nicht im Sinne einer Hierarchie, dass ich als Lehrtochter ganz unten stand. Nein, ich meine den Platz, wo ich den Drucker und die Türe im Rücken hatte. «Ganz toll», dachte ich im ersten Moment. Doch mein zweiter Gedanke war: «Hauptsache ich darf in einer Redaktion sein und in meinen Traumberuf hineinschnuppern.» Auch wenn die Redaktoren von aussen hin einen ziemlich ruhigen Eindruck machten und etwas wortkarg wirkten. Ist das der richtige Beruf für mich?
Die unterschiedlichen Typen
Sieben Redaktoren sorgen dafür, dass das Baublatt jeden Freitag erscheint. Obwohl alle im selben Grossraumbüro sitzen, denselben Computer, dasselbe Pult und denselben Stuhl haben, sind sie alle unterschiedlich. Jeder Redaktor ist wie ein Puzzleteil, die sich am Schluss alle perfekt zusammenfügen.
Hinter mir sitzt der unglaubliche Zahlenmensch. In Wirtschaftsthemen rund um das Bauen ist er der Meister. Die Baublatt-Monatsstatistiken kommen aus seiner Tastatur und auch der Baukompass wird von ihm geschrieben. Seinen Walliser Akzent verstand ich nicht immer, dafür aber seine Artikel.
Die nächste Person ist der Bauregionen-Spezialist. Wie schon der Name sagt, ist er einer der Verantwortlichen für die Bauregionen-Schwerpunkte, die 5-mal im Jahr im Baublatt erscheinen. Er analysiert und berichtet darüber. Ansonsten widmet er sich meist freiwillig der «Horror»-Aufgabe der Heftverantwortung. Aber auf die komme ich später noch zurück.
Ihm gegenüber befindet sich sein komplettes Gegenteil: Sie beschäftigt sich mit coolen Online-Themen und Social Media. Egal ob Twitter, Facebook, Youtube oder Instagram, das ist ihr Gebiet. Deshalb ist sie die Königin der Online-Kanäle im Baublatt-Team.
Mit Zahlen hat der nächste Redaktor im Berufsleben begonnen und ist zum leidenschaftlichen Baustellen-Redaktor geworden. Ob Grossbaustellen wie die des Gotthard-Basistunnels oder Restaurierungen von alten Gebäuden – zu keiner Reportage sagt er nein.
Locker, zielstrebig, lustig und gleichzeitig ernst beschreibt die nächste Redaktorin meiner Meinung nach exakt. Sie hat nicht nur ein Spezialgebiet, sondern gleich mehrere. Ob Online, Print oder Social Media. Von Projekten, Ausstellungen bis hin zu schrägen Themen, die im weitesten Sinn mit Bauen zu tun haben. Eine weitere Besonderheit an ihr ist ihre Arbeitszeit. Sie ist wie eine Eule: Sie kommt spät und sie geht spät.
Nicht nur das Schreiben liegt der nächsten Journalistin im Blut, sondern auch das Gestalten von Layouts. Egal ob es ihr eigenes ist, eines von freien Mitarbeitern oder ob sie einem Kollegen hilft. Ihre Spezialgebiete sind: Porträts über verschiedenste Personen, Baustellenreportagen, sowohl politische als auch regionale Themen. Bei technischen Fragen und Problemen ist sie ebenfalls die Ansprechperson.
Die nächste Redaktorin redet nicht nur sehr gerne, sie schreibt auch viel. Ihre Architektur- und Technikthemen begeistern nicht nur die Baublatt-Leser, sondern fesseln auch die anderen Redaktoren immer wieder. Mit ihrem Fachwissen und ihrer Tiefe, hat sie einen unverwechselbaren Schreibstil. Nicht zu vergessen ist ihre entspannte Art. Egal wie viel ansteht, sie lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Und die Kaffeepause um 10.00 Uhr muss immer sein.
Der Redaktionelle Abschlusstag am Mittwoch
An diesem Tag geht das Baublatt in den Druck und dann liegen die Nerven blank. Stress und Hektik bis 12.00 Uhr ist an der Tagesordnung. Die Person, die am meisten «leidet» ist die oder der Heftverantwortliche. Diese Aufgabe übernimmt jede Woche jemand anderes. Ich hatte Glück und war nie dran. Die Artikel müssen auf «final Layout» sein, die Inserate platziert und die Grafiker, die in Wallisellen arbeiten, erreichbar sein. Wenn diese drei Punkte nicht vorhanden sind, bricht Panik aus und das Durcheinanderreden übertönt den Büroraum. Doch bevor die Kirchenuhr schräg vis-à-vis 12.00 Uhr schlägt, ist schlussendlich immer alles da und die wohlverdiente Mittagspause winkt.
Me, Myself & I
Zum Schluss komme ich noch zu mir. In diesen sechs Monaten in der ich in der Redaktion sein durfte, hat sich nicht nur mein «schlimmer» Sitzplatz geändert, sondern auch mein Selbstbewusstsein in Sachen Schreiben. Ich schrieb schon vorher gerne, habe mich aber nie richtig getraut. Hier wurde mir beigebracht, Dinge einfach anzupacken oder wie die Chefredaktorin mir immer sagte: «Mach einfach mal». In dieser aufregenden Zeit, in der ich an verschiedenen Orten war und vieles ausprobieren konnte, wurde mir noch einmal klar, dass ich meinen Traumberuf als Journalistin weiterverfolgen will und werde.