Kolumne zum Freitag: Gemeinsam für die Energiestrategie
In der Kolumne zum Freitag berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute beschäftigt sich Andreas Steffes, Geschäftsführer der Stahlpromotion Schweiz, mit der Energiestrategie.
Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
Am 21. Mai 2017 hat das Schweizer Stimmvolk die Energiestrategie 2050 angenommen. Sie soll die langfristige Versorgung des Landes mit elektrischer Energie sichern und umfasst unter anderem Massnahmen zur Energieeffizienzerhöhung, zur Senkung von CO2-Emissionen und zur Förderung erneuerbarer Energien. Für die Erfüllung der Ziele zur Energieeffizienz wie auch für die CO2-Ziele kommt dem Werkstoff Stahl besondere Bedeutung zu.
Die Stahlherstellung der Primärroute ist überaus energieintensiv, jedoch wird dies aufgrund der Langlebigkeit des Materials, der nahezu verlustfreien Rezyklierbarkeit des Materials, der Möglichkeiten zum Upcycling und der Substitutionsmöglichkeiten anderer Materialien relativiert. Die Einsparungsmöglichkeiten von Energie und CO2 sind aber im Baubereich besonders hoch. Verschiedene Massnahmen ermöglichen nach ersten Hochrechnungen Einsparungen, die sich nur durch eine schlaue und effiziente Stahlverwendung realisieren lassen.
Eine Analyse der Recyclingprozesse in der Schweiz kommt zum Ergebnis, dass bis zu 100 000 Tonnen CO2 jährlich (rund 0,2 Prozent des aktuellen CO2-Footprints der Schweiz) in den nächsten Jahren ohne grosse Investitionen durch «kollektives Problemlösen» entlang der Schrottrecyclingkette eingespart werden könnten. Die nötigen Methoden sind unter anderem eine Verbesserung der Schrottqualität durch eine sortenreine Sammlung sowie eine Optimierung der Logistik, zum Beispiel über vermehrte Bahntransporte, und die grösseren Leichtbaulösungen.
Auch der Kreislaufgedanke muss mehr gelebt werden. So ist es mit Methoden der additiven Fertigung (3D-Druck mit Stahl) möglich,einen Stahlträger so gering wie möglich zu verändern und so ohne grossen Aufwand wieder in den Ursprungsstand zu versetzen. Dies ergibt ganz neue Möglichkeiten für die Wiederverwendung des Materials. Die Forschung hierzu steckt noch in den Kinderschuhen, und es ist wichtig, dass die Schweiz hier vorne mitmischt.
Auch der Leichtbau in der Schweiz mit Stahl muss konsequent gefördert werden. Eine Studie des Bundesamts für Umwelt (Bafu) kommt zum Ergebnis, dass durch die Verwendung höherfester Stähle Materialeinsparungen von15 Prozent und mehr erreicht werden bei einer gleichzeitigen Kostenreduktion von über 10 Prozent. In Umweltbelastungspunkten (UBP) wäre dadurch überschlägig eine Reduktion von fast 15 Milliarden UBP pro Jahr in der Schweiz möglich! Die Berechnungen sind natürlich immer nur exemplarisch, aber sie zeigen den Weg auf.
Zur Realisation dieser Massnahmen in der Schweiz braucht es aber geeignete Rahmenbedingungen. Dies ermöglicht eine zukunftsgerichtete Ausbildung unserer Ingenieure und Planer und die Entwicklung von Kompetenzen für einen intelligenten und nachhaltigen Hybridbau, in dem jedes Material seine Vorteile ausspielen kann. Ausserdem braucht es ein starkes Engagement der öffentlichen Hand und eine Rückendeckung staatlicher Stellen.