Kolumne zum Donnerstag: Vom Vorwurf der Diskriminierung
In der Kolumne zum Donnerstag schreiben Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute ist es Sandra Burlet, stellvertretende Direktorin von Bauenschweiz, der Dachorganisation der Schweizer Bauwirtschaft.
„Hässliche verdienen mehr als Hübsche.“ Dies hat offenbar eine Studie von Ökonomen aus London kürzlich ergeben. Glauben Sie das? Ich habe da meine Zweifel, ebenso wie bei der oft zitierten Aussage, wir Frauen würden lohnmässig diskriminiert. Ich erhalte einen guten Lohn, fühle mich keineswegs benachteiligt. Sollte ich tatsächlich weniger verdienen als Männer mit analoger Ausbildung und in vergleichbarer Position, ist da noch mein Arbeitspensum. Seit der Geburt unserer Tochter hatte ich – notabene freiwillig – nie mehr eine Vollzeitstelle. 15 Jahre, in denen Vollzeitangestellte – vornehmlich Männer – Jahr für Jahr mindestens 30 Prozent mehr gearbeitet haben als ich. In dieser Situation sind die allermeisten der berufstätigen Mütter in meinem Umfeld. Sie reduzierten ihr Pensum, während der Partner zu 100 Prozent berufstätig blieb. Das generiert bei den Männern ein beachtliches Mehr an Berufserfahrung. Und Berufserfahrung ist lohnrelevant.
Mit der Revision des Gleichstellungsgesetzes will man uns Frauen nun glauben machen, wir würden beim Lohn von den Arbeitgebern diskriminiert. Wir würden systematisch weniger verdienen als Männer. Die kleinere Berufserfahrung wegen der Teilzeitpensen wie auch andere Aspekte lässt die vom Bund herbeigezogene Statistik ausser Acht.
Basierend auf dieser Statistik sollen nun die Arbeitgeber verpflichtet werden, allfällige Lohndiskriminierungen zwischen Mann und Frau statistisch zu erheben. Aus meiner Sicht ergibt das keinen Sinn. Erstens weil ich nicht davon ausgehe, dass echte Lohndiskriminierung tatsächlich existiert. Zweitens weil ich daran glaube, dass wir Frauen auch ohne staatliche Krücke fähig sind, für uns gute Arbeitsbedingungen und -verträge auszuhandeln. Und drittens weil wir – Frauen und Männer – nicht staatlich verordnete Lohnanalysen brauchen, sondern attraktive Stellen und gute Modelle, mit denen sich Beruf und Familie vereinbaren lassen.
Mit dem Zwang zur Einführung einer Lohnstatistik gewinnen wir nichts. Im Gegenteil:Vielleicht fragt sich künftig mancher Arbeitgeber, ob es nicht einfacher wäre, auf reine Männer-Teams zu setzen, um der Frage der Lohngleichheit gar nicht erst nachgehen zu müssen. Ich gehe davon aus, dass hübsche Frauen und hässliche Männer oder umgekehrt für gleiche Arbeit mit gleicher Qualifikation gleich viel verdienen und vertraue hier mehr dem Markt als lückenhaften Statistiken.