Kolumne zum Donnerstag: Vive le français!
In der Kolumne zum Donnerstag schreiben Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute ist es Benedikt Koch, Direktor des Schweizerischen Baumeisterverbands.
Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
Französisch ist für viele Deutschschweizer Schüler geradezu ein Hassfach. Bei mirwaren die negativen Gefühle nicht ganz so stark, auch wenn ich mich zu meiner Schulzeit eher schwer tat mit der Sprache Molières. Heute bin ich froh, dass ich mich damals durch all die Grammatikbücher und die französische Literatur gekämpft habe, ist doch die französische Sprache heute ein wichtiger Bestandteil meines beruflichen Alltags.
Wie wichtig für uns Baumeister gute Französischkenntnisse sind, hat sich letzte Wochegezeigt. Da haben wir in den Zeitungen «Tribune de Genève» und «24 heures» folgende aufschlussreiche Aussage gelesen: «Il n’y a peut-être pas de lien juridique entre les deux CCT, mais politiquement il existe». Ein Zitat des Unia-Geschäftsleitungsmitglieds Nico Lutz. Zu Deutsch: «Es gibt vielleicht keinen rechtlichen Zusammenhang zwischen den beiden Gesamtarbeitsverträgen, aber politisch existiert er.» Mit dieser Aussage über den Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) und die Stiftung für den frühzeitigen Altersrücktritt (FAR) hat sich die Gewerkschaftsseite in die Karten blickenlassen. Dazu muss man wissen: Obwohl die Stiftungsaufsicht dringende Sanierungsmassnahmen für die Sicherung der Bau-Rente ab 60 angeordnet hat, versuchen im Stiftungsrat FAR die Arbeitnehmervertreter durch die bewusste Blockade vonSanierungsmassnahmen eine unlautere Verknüpfung zwischen dem FAR und dem LMV zu erzwingen und damit die Verhandlungen über den LMV 2019 unnötig zu gefährden. Statt juristisch korrekt vorzugehen, wollen die Gewerkschaftsfunktionäre die Bau-Rente und den frühzeitigen Altersrücktritt nach zwei Jahren schon wieder zu einem gewerkschaftspolitischen Spielball machen. Das Rentenalter 60 lässt sich nämlich hervorragend als laute Begleitmusik zu den laufenden Verhandlungen über einen neuen LMV nützen. Dazu sind die Gewerkschaften offenbar bereit, die dringende Sanierung der Stiftung FAR und damit das gesamte flexible Rentenmodell zu riskieren. Doch gut haben wir Baumeister einst im Französischunterricht gut aufgepasst und können dank unseren Französischkenntnissen die Absichten der Gewerkschaften durchschauen. Deshalb hat die Präsidentenkonferenz des Schweizerischen Baumeisterverbands vor ein paar Tagen in Bern die «Resolution zukunftsfähige Sanierung des GAV FAR» verabschiedet. Nachzulesen ist sie auf der Website www.zukunft-bau.ch – übrigens nicht nur auf Deutsch und Französisch, sondern in jenen sieben Sprachen, die auf den Baustellen am häufigsten gesprochen werden.