Kolumne zum Donnerstag: Veganer Infrastrukturbau
In der Kolumne zum Donnerstag schreiben Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute ist es Matthias Forster, Geschäftsführer von Infra Suisse.
Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
Gut ein Prozent der Schweizerinnen und Schweizer bezeichnet sich als Veganer, geben also an, komplett auf tierische Produkte zu verzichten. Über den Sinn einer solchen Ernährung lässt sich streiten. Klar ist aber, dass mit der Nachfrage nach veganen Lebensmitteln auch das Angebot wächst.
Was heute alles unter dem Label «vegan» angeboten wird, erstaunt. Wie das Beispiel von veganem Mineralwasser zeigt. Ob es je etwas anderes gegeben hat, mögen Sie sich fragen. Tatsächlich ist für manche herkömmliches Wasser nicht vegan.
Veganen Infrastrukturbau gibt es nicht. Oder vielleicht besser: noch nicht. Denn auch im Infrastrukturbau nimmt die Lust an Labels und Zertifikaten zu. Und wie beim Essen stellt sich die Frage nach Sinn oder Unsinn dieser Entwicklung. Wie viel ist gewonnen mit einem weiteren Label oder Zertifikat? Ganz offenbar scheint das Regulieren und Zertifizieren ein Bedürfnis auch in der Bauwirtschaft zu sein. Und nicht erst seit heute. Die Umsetzung aller möglichen, zum Teil widersprüchlichen Anforderungen bleibt leider noch zu oft dem Bauunternehmer überlassen. Wie geht man als Branche mit dieser Entwicklung um? Die totale Verweigerung oder das Mitschwimmen im Mainstream?
Gerade weil die Umsetzung von Massnahmen in vielen Fällen den Bauunternehmen überlassen wird, redet Infra Suisse mit, wenn neue Standards entwickelt oder Massnahmen und Anforderungen diskutiert werden. So können wir die Sicht der Unternehmen einbringen und darauf hinarbeiten, dass Aufgaben und Risiken angemessen verteilt sind. Darum engagieren wir uns auch bei Digitalisierungsthemen oder bei der Erarbeitung von Standards für nachhaltiges Bauen.
Infra Suisse versucht darzulegen, wo Bauunternehmer bereit sind, einen Beitrag zu leisten, und wo es weder sinnvoll noch möglich ist. Wie beim veganen Mineralwasser. Da geht es nämlich nicht ums Wasser, sondern um die Flasche. Auf herkömmlichen Flaschen wird das Etikett mit einem Klebstoff befestigt, für den Milcheiweiss verwendet wird. Beim veganen Mineralwasser wird darauf verzichtet. Und wohl ein höherer Preis verlangt.