Kolumne zum Donnerstag: Rettet veganes Bauen die Welt?
In der Kolumne zum Donnerstag berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute beschäftigt sich Michèle Ramò, Leiterin Kommunikation bei Bauenschweiz, mit dem Beitrag der Bauwirtschaft zu CO2-Einsparungen.
Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
Haben Sie den Film «Cowspiracy» schon gesehen? Der läuft momentan auf Netflix. Ich habe ihn letzte Woche gesehen, und er hat mich umgehauen. Warum? Nun ja, die genannten Fakten, notabene von der Ernährungs‑ und Landwirtschaftsorganisation der UNO, sprechen eine deutliche Sprache: Die Tierhaltung ist für 18 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich, mehr als die kombinierten Abgase aller Transportmittel.
Nutztiere und ihre Nebenprodukte verursachen 51 Prozent aller weltweiten Treibhausgasemissionen. Und auch ohne fossile Brennstoffe werden wir bis 2030 unsere CO2-Grenze von 565 Gigatonnen überschreiten, allesamt durch Tierzucht. Dies sind beunruhigende Zahlen. Denn das heisst eigentlich, dass wir den Klimawandel nur bremsen können, wenn wir unseren Fleischkonsum drastisch reduzieren oder sogar ganz darauf verzichten. Doch die Ernährung liegt natürlich im Ermessen jedes Einzelnen.
Glücklicherweise hat veganes Bauen schon längst Einzug gehalten in der Schweiz. Nutztiere werden heute nicht mehr eingesetzt, und das einzige Tier liegt vermutlich zwischen zwei Brotscheiben der Bauarbeiter und Ingenieurinnen beim Mittagessen. Es lohnt sich allenfalls, tatsächlich den Fleischkonsum auf den Sonntagsbraten zu beschränken – im Interesse des Klimas.
Bis dahin wird die Bauwirtschaft in jenen Gebieten die Anstrengungen zu weiteren CO2-Einsparungen vorantreiben, wo sie den grössten Beitrag leisten kann. Konkret werden in der Schweiz beispielsweise 26 Prozent aller Treibhausgasemissionen durch Gebäude verursacht. Obwohl diese Emissionen seit 1990 schon um denselben Wert gesenkt werden konnten, unter anderem durch Neubauten, welche energetisch äusserst effizient sind, besteht nach wie vor viel Potenzial.
Deshalb setzen sich die Bauwirtschaft und Bauenschweiz dafür ein, dass das Gebäudeprogramm beibehalten wird, Anreize zur Förderung von Ersatzneubauten geschaffen werden und dass eine konsistente Haltung der verschiedenen Institutionen im föderalen Verbund bezüglich Klima- und Energiepolitik erreicht wird.
Für diese CO2-Einsparungen müssen wir nicht Veganer werden. Aber wir können uns in der Zwischenzeit schon mal mit dem Gedanken anfreunden, unseren Fleischkonsum zu kürzen. Vielleicht finden wir bald einen Weg zurück zum sonntäglichen Braten. Einmal Fleisch pro Woche – ein gut schweizerischer Kompromiss?
Quellen:
https://www.cowspiracy.com/facts
https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/inkuerze.html