Kolumne zum Donnerstag: Radikal digital
In der Kolumne zum Donnerstag berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute beschäftigt sich Timur Rönnert, Delegierter der Stammgruppe Produktion und Handel bei Bauenschweiz und Geschäftsführer der PCI Bauprodukte AG, mit der Digitalisierung und der wachsenden Bedeutung der zwischenmenschlichen Beziehungen.
Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
Hat Sie das digitale Zeitalter bereits erfasst? Haben die disruptiven Technologien in Ihrem Unternehmen schon Einzug gehalten, oder fragen Sie sich, was das alles mit Ihnen zu tun hat? Und wo bleibt der Mensch? Wird er mehr und mehr durch die Maschine verdrängt und ersetzt? Mitnichten!
Zugegeben, die Hilfsmittel und Tools sind moderner geworden. Wir stimmen uns per Doodle ab, benutzen online die interne HR-Plattform, um das Zwischenzeugnis zu erstellen, während wir eine Telefonkonferenz mit zwölf Teilnehmern auf drei Kontinenten planen. Die Übersetzung können wir online und auch noch kostenlos erledigen. Siri sagen wir, wann sie einen Tisch im Restaurant für uns reservieren soll und lösen per App ein Ticket im Helpdesk für unsere Software- und Hardwareprobleme.
Dies können wir heute alles selbst erledigen. Dabei sind viele administrative Stellen überflüssig geworden und wurden in der Folge abgebaut. Natürlich wurden mindestens ebenso viele Stellen wieder geschaffen, um den Optimierungswahn zu befriedigen und der zusätzlichen Komplexität Herr zu werden. Je schneller sich alles ändert, umso mehr bleibt alles gleich.
Das wirklich Paradoxe an der Digitalisierung ist, dass der Mensch und die zwischenmenschlichen Beziehungen dabei noch wichtiger geworden sind. Durch die Digitalisierung sind die Menschen viel enger zusammengerückt. Der Austausch erfolgt direkter und schneller. Netzwerkeffekte verstärken alles. Früher war das Schlimmste, was ein Kunde tun konnte, nicht mehr zu bestellen. Früher war das Schlimmste, was ein Mitarbeiter tun konnte, zu kündigen.
Hier haben sich die Spielregeln radikal verändert. Die Mitarbeiter können über Portale wie Kununu und Glassdoor viel grösseren Einfluss nehmen.Auch die Kunden können mit schlechter Bewertung direkt auf das Kaufverhalten von ganzen Kundensegmenten Einfluss nehmen. Dies natürlich auch positiv: Zufriedene Mitarbeiter und glückliche Kunden sind die besten Botschafter, um potenzielle Talente anzuziehen und Interessenten unser Angebot schmackhaft zu machen, bevor wir sie überhaupt kontaktiert haben.
Die Good News: Wir sind in der Baubranche schon immer ein People Business gewesen. Wir treffen an Verbandssitzungen Lieferanten, Kooperationspartner, Mitbewerber und Kunden. Fragen Sie Ihren Verkaufsberater, ob er Sie zu einem Termin mitnimmt. Treffen Sie wieder einmal einen echten Kunden und fragen Sie ihn nach seiner Situation, seinen Problemen, was dies für Auswirkungen auf sein Geschäft hat und wie sie ihm dabei helfen und unterstützen können.
Kümmern Sie sich um Ihre Mitarbeiter und richten Sie sich radikal nach Ihren Kunden und deren Bedürfnissen aus. Ist das neu? Nein. Aber es hat sich im digitalen Zeitalter von einem Wettbewerbsvorteil zu einer grundlegenden Voraussetzung zum Überleben gewandelt.