Kolumne zum Donnerstag: Produktdaten – für den Plan nach dem Bauen
In der Kolumne zum Donnerstag berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute beschäftigt sich Paul Curschellas, CIO der Buildup AG und Vorstandsmitglied von Bauen digital Schweiz, mit dem Umgang mit den Bauwerksdaten.
Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
Für Bauherren, die Investoren und die Betreiber ist klar, dass die Bauwerksdaten einen nicht unerheblichen Teil des investierten Kapitals darstellen. Je nach Objektart werden diese Bauwerksdaten mit rund vier Prozent des Gebäudewertes beziffert und sind relevant für die Bewertung, den Kauf und Verkauf und, noch wichtiger, für den nachgelagerten Betrieb. Der Plan ist somit Mittel zum Zweck – gefordert wird ein funktionierendes Bauwerk als Produkt.
Der Umfang und die Art der Bestellungen verändern sich stetig und immer schneller. Die Informationsanforderungen des Bestellers bilden bei der Vergabe von Planungs- und Bauaufträgen eine zentrale Rolle. Mitunter wird gefordert, dass die verwendeten Materialien der Produkte mittels digitaler Daten deklariert werden, zusammen mit den nötigen Informationen für den Betrieb wie Einstell-, Kennwerte und Betriebsanleitung. Die Werthaltigkeit der Investition steht somit in unmittelbarem Bezug zur Qualität dieser Daten.
Diese Informationen sind jedoch erst dann sinnvoll nutzbar, wenn die Durchgängigkeit der Prozesse von der Planung über den Bau bis in den Betrieb gewährleistet ist. Die Transformation der etablierten Planungs- und Bauprozesse hin zu digitalen Prozessen betrifft und beschäftigt fast alle Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette im Bau. Die digitale Transformation ist in vollem Gange und kann nur gemeinsam erfolgreich vollzogen werden.
Hierzu hat Bauen digital Schweiz in Abstimmung mit der Bauindustrie und den Vertretern vom «netzwerk_digital» wie CRB, SIA, KBOB und IPB das Use Case Management aufgestartet. Hier werden einzelne Anwendungsfälle (Use Cases) aus Sicht der verschiedenen Disziplinen gemeinsam beschrieben, vom Ablauf und den Verantwortlichkeiten bis hin zum Informationsbedarf und der daraus folgenden Struktur.
Als Ergebnis entstehen so beispielsweise Prozessbeschreibungen oder Produktdatentemplates (PDT). Dieser Prozess ist im Gange, die hierfür nötige Use-Case-Management-Plattform von Bauen digital Schweiz ist in Betrieb und offen für alle Beteiligten. Am diesjährigen Internationalen Standard Summit von «buildingSMART» ist dieser Schweizer Ansatz auf grosses Interesse gestossen, worauf weitere Länder nun beginnen, auf diesem Modell bestehende und neue Use Cases aufzusetzen und bereitzustellen.
BIM wird zunehmend die Praxis für die Planung, den Bau und den Betrieb prägen. Deshalb gilt es, die Herausforderungen auf dem Weg hin zu abgestimmten und durchgängigen digitalen Prozessen anzugehen. In Deutschland wird bei zivilen Neu-, Um- und Erweiterungsbauvorhaben mit einem geschätzten Baukostenvolumen ab fünf Millionen Euro auf BIM gesetzt (Bauvolumen 45 Milliarden Euro), und bis 2020 wird BIM zum Standard bei neuen Verkehrsinfrastrukturprojekten auf Strassen, Schienen und Wasserstrassen.
In der Schweiz ist es das Ziel, dass der Bund und alle bundesnahen Betriebe (inklusive SBB) ab 2021 für Immobilien und ab 2025 für die Infrastrukturbauten die BIM-Methode verpflichtend anwenden. Wie an den öffentlichen Bestellern liegt es an der Bauindustrie, die Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette abzustimmen, um wirklich von BIM profitieren zu können.