Kolumne zum Donnerstag: Mit Stahl die Klimaziele erreichen
In der Kolumne zum Donnerstag schreiben Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute ist es Andreas Steffes, Vorstandsvorsitzender von Stahlpromotion Schweiz.
Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
Zero Waste ist das neuste Schlagwort. Leben und möglichst keinen Abfall produzieren, das ist im Trend. Einkaufsläden, die ohne Verpackungen auskommen, sind in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Weniger rosig sieht es aber aus, wenn man die Situation in der Baubranche anschaut. Jedes Jahr fallen in der Schweiz unglaubliche Mengen an Abbruchmaterial an. In der Schweiz sind es pro Jahr
10,1 Millionen Kubikmeter Bauabfall. Stellen Sie sich eine Kiste von einem Kubikmeter vor, gefüllt mit Bauschutt. Würde man diese Kisten aneinander reihen, würde diese Kistenreihe von der Schweiz bis nach Singapur reichen. Und dies jedes Jahr allein in der Schweiz.
Weniger Bauabfall zu produzieren, muss das Ziel im kompletten Herstellungsprozess sein. In diesem Zusammenhang spricht man von Kreislaufwirtschaft. In der Bauwirtschaft heisst dies konkret, dass die Ressourcen einerseits sparsam verwendet werden, wobei Baumaterial möglichst gewinnbringend eingesetzt wird. Andererseits sollen ganze Gebäude oder Gebäudeteile zurückgebaut und immer wieder verwendet werden.
Gerade Stahl und Metall sind dafür prädestiniert. Zu 100 Prozent recycelbar, lassen sich Stahl und Metall immer wieder neu einsetzen. Ganze Fassadenelemente aus Metall, Metallwände oder Stahlträger können abgebaut und wiederverwendet werden. Wenn die weitere Nutzung keinen Sinn mehr macht, werden die Teile eingeschmolzen und können ohne Qualitätsverlust in ein neues Produkt eingehen.
Unsere Nachbarländer sind in diesem Thema viel weiter als wir. Die EU-Kommission hat bereits vor drei Jahren das Kreislaufwirtschaftspaket 2030 verabschiedet und damit einen grossen Wurf gelandet. Mit dem Ziel, die maximale Wertschöpfung und Nutzung aller Rohstoffe, Produkte und Abfälle zu erreichen, Energie zu sparen und Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Somit wurde das Thema Kreislaufwirtschaft zur Chefsache der EU deklariert.
Und wie steht es in der Schweiz? Leider sind wir noch lange nicht dort, wo unsere Nachbarländer stehen. Vorlagen wie die Grüne Wirtschaft adressieren vor allem das Thema Abfall von der Konsumseite her. Die Themen Umnutzung und flexible Nutzung, Rückbau und wirtschaftliche Verwertung gehen unter. Stoffkreisläufe müssen ganzheitlich betrachtet werden. Ich wünsche mir, dass die Politik sich dem Thema Kreislaufwirtschaft annimmt und die richtigen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft schafft, so dass Kreisläufe geschlossen werden.
Nur ein Beispiel: Würde man in der Schweiz mehr auf Stahl im Hochbau setzen und entsprechend konsequent Recyclingrohstoffe und vor allem hochwertigen Stahl verwenden, kämen wir den Klimazielen von Bundesrätin Doris Leuthard deutlich näher. Besonders in der rohstoffarmen Schweiz ist dieses Thema von grosser Bedeutung, denn Stahl ist in der Schweiz der mit Abstand bedeutendste Sekundärrohstoff.