Kolumne zum Donnerstag: Ist die Baubranche flexibel?
In der Kolumne zum Donnerstag berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute beschäftigt sich Ueli Büchi, Präsident von Swissbeton, mit der täglich gelebten Flexibilität auf den Baustellen.
Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
In allen Lebens- und
Wirtschaftsbereichen wird mehr Flexibilität gefordert. Arbeitgeber sollen
flexibler sein, Arbeitnehmende sollen flexibler werden, Produktionsprozesse
sollen flexibel gestaltet sein, bauen muss flexibel möglich sein. Ich stelle
mir die Frage: Verträgt sich der Begriff Flexibilität überhaupt mit unserer
Art, Bauwerke zu erstellen? Unsere Baumaterialien sind schwer, stabil,
langlebig und müssen viele Kriterien erfüllen. Unsere Planungs- und Bauprozesse
brauchen viel Zeit, viele Koordinationen. Wo bleibt da die geforderte
Flexibilität?
Ich werfe dazu gerne einen Blick auf die Realität unserer
Baustellen. Da wird Flexibilität jeden Tag gelebt. Die
Umsetzungsverantwortlichen bewältigen jeden Tag unvorhergesehene und unklare
Situationen. Einige Beispiele dazu: Ungenaue Pläne müssen umgesetzt werden,
Materiallieferungen kommen zu früh oder zu spät auf die Baustelle, der Bauherr
möchte ganz kurzfristig etwas ändern, das Wetter passt für einzelne Arbeiten
nicht. Dank der grossen Flexibilität auf der Baustelle kann das Bauwerk in der
geplanten Zeit realisiert werden. Als Beobachter von Baustellen bin ich immer
wieder fasziniert, wie aus dem scheinbaren Chaos ein Gebäude oder ein
Infrastrukturbau entstehen kann.
Nicht nur auf der Baustelle wird Flexibilität gelebt. Das
gilt auch für die Architekten, Ingenieure und Planer. Die vielen Wünsche der
Bauherren sind aufzunehmen. Die Ideen werden in konkrete Projekte umgesetzt.
Die Planer antizipieren die zukünftige und flexible Nutzung der Bauten. An vielen
Sitzungen wird diskutiert und um Lösungen gerungen. Hier bedeutet Flexibilität
offen sein für neue Perspektiven, für neue Materialien und auch für neue
Prozesse und Methoden. Diese Flexibilität überträgt sich in der Folge auf alle
am Bauprozess beteiligten Unternehmen.
Nur Unternehmen, die bereit sind, sich auf die geforderte
Flexibilität einzulassen, werden sich weiterentwickeln und langfristig eine
gute und erfolgreiche Perspektive haben. Mit den immer rascher wechselnden
Situationen des Markts und den sich schnell weiter entwickelnden Technologien
wird von Unternehmerinnen und Unternehmern, Kadermitarbeitenden und von allen
Mitarbeitenden in der Baubranche ein sehr hohes Mass an Flexibilität verlangt.
Die Baubranche kann das. Mit Stolz dürfen wir die Flexibilität unserer Branche zeigen. Lassen wir das die Bauherren spüren. Auch in scheinbar ausweglosen Situationen werden zielorientiert und erfolgreich Lösungen entwickelt und in hoher Qualität umgesetzt. Wir sind flexibel.