Kolumne zum Donnerstag: Hausmann unter Betrieb
In der Kolumne zum Donnerstag berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute beschäftigt sich Matthias Forster, Geschäftsführer von Infra Suisse, mit dem Bau von Verkehrsinfrastrukturen.
Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
Zu behaupten, meine Fähigkeiten im Haushalt seien besonders ausgeprägt, wäre wohl mehr als nur vermessen. Natürlich versuche ich mich, wie es sich für einen modernen Mann gehört, zu Hause nützlich zu machen. Mein Engagement geht darum durchaus über die Müll- und Altglas-Entsorgung hinaus. So koche ich hin und wieder, stehe ab und an am Bügelbrett oder reinige Bad- und Wohnräume.
Seit meine Frau und ich Kinder haben, ist bei uns vor allem der Wasch-, aber auch der Reinigungsaufwand exponentiell gestiegen. Doch nicht nur die zusätzliche Menge ist schwieriger zu bewältigen, sondern auch, dass unsere Kinder genau dann den Raum beanspruchen, wenn dieser geputzt werden soll. Nicht selten verlegen wir aus diesem Grund unsere Putzarbeiten in den späten Abend.
Bei der Hausarbeit mit Kindern zeigen sich durchaus gewisse Ähnlichkeiten mit dem Bau von Verkehrsinfrastrukturen. Der Verkehr auf Schweizer Strassen und Schienen ist seit dem Jahr 2000 um rund 30 Prozent gestiegen. Und auch der Güterverkehr hat um gut 15 Prozent zugenommen. Entsprechend hoch ist die Belastung der Infrastruktur. Der öffentliche Druck, trotz Sanierungsmassnahmen den Verkehrsfluss aufrechtzuhalten, ist gross. Viel wird getan, um die Verkehrsteilnehmenden möglichst wenig von den Bauarbeiten spüren zu lassen. Offenbar mit Erfolg: Auf den Nationalstrassen haben die Staustunden wegen Baustellen deutlich abgenommen.
Bauen unter Betrieb und Bauen in der Nacht werden auf Schweizer Strassen häufiger. Das bringt für den Verkehrsnutzer unbestreitbar grosse Vorteile. Wer an einer Nachtbaustelle mit Leuchtballonen vorbeifährt, ist vom Aufwand meistens ziemlich beeindruckt. Bei Tagesbaustellen ist die Begeisterung in der Regel deutlich geringer. So sind Arbeiten in der Nacht für den Strassenbau durchaus imagefördernd.
Doch gibt es eben auch die andere Seite der Medaille. Nacht- und Schichtarbeiten stören die Anwohner, sind aufwändig und kostenintensiv und nicht zuletzt eine hohe soziale, psychische und physische Belastung für das Baustellenpersonal und das Baustellenkader. Mittlere und kleinere Strassenbau-Unternehmen haben kaum die Kapazitäten, um eine Baustelle in der Nacht zu betreiben. Sie können häufig nicht mehr mithalten und werden vom Markt ausgeschlossen. Die Bauherrschaften müssen sich ihrer sozialen und volkswirtschaftlichen Verantwortung bewusst sein, wenn sie Schichtarbeit verlangen. Nachtarbeit sollte daher nur dort geleistet werden, wo es nicht anders geht.
Ein frisch geputzter Boden darf nicht betreten werden, solange er noch feucht ist. Die Regel verlangt von unseren Kindern etwas Geduld und Verständnis. Vielleicht sind sie im Moment noch etwas zu jung, um das zu verstehen. Aber ich bin mir sicher, sie werden es lernen.