Kolumne zum Donnerstag: Gedanken aus den Sommerferien
In der Kolumne zum Donnerstag berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute beschäftigt sich Vanessa Ott, dipl. Bauingenieurin FH und Vorstandsmitglied der Usic-Regionalgruppe Zürich, mit der Work-Life-Balance.
Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
Nein, nein, bitte den Titel nicht falsch verstehen! Ich habe mir nicht in meinen Ferien für die Kolumne Gedanken gemacht – versuche auch darauf zu achten, dass ich in den Ferien mal abschalte, den digitalen Geräten und Medien auch gleich mit den Stecker ziehe, um bei der Work-Life-Balance das Life einzufordern.
Meine Gedanken konnten im Sommer ab und an umherschweifen, da die Schweiz in den Ferien weilte und für kurze Zeit das Karussell der Arbeit sich etwas langsamer drehte, während ich im Büro die Stellung hielt. Aber was heisst langsamer? Die Flut der digitalen Inputs wie die «Ping»-Meldung eines neuen Maileingangs, das Klingeln der Telefone sowie die Plopps der vermeintlich wichtigen Messages aus den ach so sozialen Medien ist in der Ferienzeit merklich geringer. Nur noch die wirklich wichtigen und somit gefilterten Aufgaben werden in dieser Zeit bearbeitet. Uns wird wieder bewusst, was fokussiertes, konzentriertes und somit auch produktives Arbeiten bedeutet – und wie positiv uns dies nach getaner Arbeit in den Feierabend begleitet.
Diese Zufriedenheit gilt es doch zu fördern in der Zeit der Schlagwörter von Burnout, Arbeitsbelastung, Freizeitstress und familiären Belastungen. Neu kommen im August 2018 auch zusätzlich die Medienberichte von Burnout-Symptomen bei Schülern hinzu. Wie können wir die Negativspirale zurückdrehen hin zur Freude an der Arbeit und den damit verbundenen Herausforderungen sowie der Freizeit und Familie als Oase für Erholung und Spass? In unserer leistungsorientierten Gesellschaft ist der bewusste Umgang mit diesen Themen für jeden Einzelnen umso wichtiger.
«Müde macht uns die Arbeit, welche wir liegen lassen, nicht die, die wir tun», schrieb die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach. Studien belegen, dass Mitarbeiter, welche die Mails nur einmal täglich lesen, produktiver und kreativer sind. Ein anderer, erfolgversprechender Lösungsansatz ist der E-Mail-freie Tag. Bewusst definierte Zeitfenster, in welchen wir die eingehenden Mails, Telefonate etc. an uns heranlassen, wechseln sich ab mit sogenannten störungsfreien Zeitfenstern, in denen wir fokussiert und produktiv arbeiten können. Zu diesen Konzentrationszeiten gehört auch das Abblocken der privaten Messaging-Medien. Denn nach dem Auftauchen aus einer Konzentrationsphase stellt sich doch das positive Gefühl ein: Toll, das habe ich erledigt – what’s next?
Die Umsetzung solcher Arbeitsmethoden müssen wir für uns persönlich und unsere Firmen selber erarbeiten, wir müssen alteingesessene Muster überwinden, um neuen eine Chance zu geben. Dazu gehört auch der bewusste Umgang mit der Freizeit und medienfreien Zeit, um Platz zu schaffen für neue Inputs und Kreativität.
Das Karussell dreht sich schon wieder schneller, nehmen wir doch den Schwung positiv und fokussiert mit in den frischen Herbst und gönnen uns die Freiheit, einfach ab und zu vom Karussell abzusteigen.