Kolumne zum Donnerstag: Für ein Ja zur Energiestrategie
In der Kolumne zum Donnerstag schreiben Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute ist es Christoph Starck, Direktor von Lignum, Holzwirtschaft Schweiz.
Der Abstimmungskampf zur Energiestrategie 2050 ist eröffnet. Die Wertschöpfungskette Holz spricht sich geschlossen für ein Ja aus. Nicht nur deshalb, weil die Energiestrategie klare wirtschaftliche Chancen für Holzbau und Holzenergie bietet. Sondern vor allem deshalb, weil ein Nein die Probleme, welche die Gegner als solche der zur Abstimmung kommenden Vorlage bezeichnen, nicht löst.
Holz und Holzprodukte tragen in hohem Masse zu einem energieeffizienteren Gebäudepark bei. Der leichte Rohstoff Holz ist von Natur aus ein guter Wärmedämmer. Er speichert Kohlenstoff aus atmosphärischem Kohlendioxid und wird mit geringem Energieaufwand geerntet und verarbeitet. Der Holzbau kombiniert mit hochpräziser Technik die energetische Ertüchtigung des Bauwerks Schweiz mit intelligenter Verdichtung, wie sie die Raumplanung fordert – mit Aufstockungen und Anbauten ebenso wie mit ganzheitlich konzipierten Ersatzneubauten.
Ebenso konsequent ist angesichts des Klimawandels der Ausbau erneuerbarer Energien wie der Holzenergie. Es ist im Sinne der klimapolitischen Ziele der Schweiz, wenn Holzenergie vermehrt zum Einsatz kommt, um im Verbund mit anderen erneuerbaren Energien laufend mehr fossile Energie zu ersetzen.
Der Schweizer Wald bietet sich in beiden Fällen als Quelle des nachwachsenden Rohstoffs Holz an. Nach wie vor wird deutlich weniger Holz in unseren Wäldern geerntet als an sich möglich wäre. Ein Ja zur Energiestrategie 2050 ist deshalb auch ein Ja zur vermehrten Nutzung des Holzes aus unserem Wald. Alle suchen händeringend nach Alternativen zum fossil-nuklearen Zeitalter, dabei wächst der am besten geeignete Stoff für unsere Zukunft vor der Haustür.
Selbstverständlich führt uns ein Ja zur ersten Etappe der Energiestrategie nicht umgehend in die beste aller Welten. Die Ziele der Energiestrategie sind ambitioniert, die Vorlage ist mit einigen Kosten verbunden, und es gilt deshalb darauf zu achten, dass es zu keiner Überbelastung der KMU kommt, die auch in der Holzbranche die Mehrheit der Betriebe stellen.
Doch ob wir wollen oder nicht, es steht uns in jedem Fall eine grosse Umwälzung bevor. Die Vorstellung, dass ein Nein gleichzusetzen sei mit dem günstigen Erhalt des Status quo, ist eine Illusion. Die Frage der Versorgungssicherheit ist ungelöst. Aber angesichts der in der jetzigen Heizperiode reihenweise abgeschalteten Kernkraftwerke stehen wir auch bei einem Nein nicht besser da.
Für mich besteht kein Zweifel, dass es sich bei der Vorlage um eine pragmatische Antwort auf einen Umbruch handelt, der unausweichlich ist. Sie identifiziert mit der Senkung des Energie-verbrauchs, der Erhöhung der Energieeffizienz und der Stärkung der Erneuerbaren die richtigen Stellschrauben für die Zukunft angesichts der Tatsache, dass die Atomkraft in der Schweiz ein Auslaufmodell ist.Wenn man sich das vor Augen hält, bietet ein Nein kaum eine echte Alternative.