Kolumne zum Donnerstag: Digitalisierung ersetzt nicht den Dialog
In der Kolumne zum Donnerstag berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute beschäftigt sich Regina Gorza, Geschäftsführerin von Baukader Schweiz, mit dem Stellenwert der zwischenmenschlichen Beziehungen im Zeitalter der Digitalisierung.
Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
Auf dem Tisch neben meinem Arbeitsplatz stapeln sie sich vielfältig in Farbe und Form: Fachzeitschriften und Verbandsmagazine. Man sagt, Papiersei geduldig. Dies scheint zuzutreffen. Die Hefte warten stoisch darauf, gelesen oder zumindest durchgeblättert zu werden. Damit ist natürlich nicht gesagt, ich hätte noch keines angeschaut. Selbstverständlich habe ich dies. Sind sie doch, nebst persönlichen Kontakten, eine weitere gute Möglichkeit, meine neuen Partner, die Baubranche und ihre Kulturen kennenzulernen.
Gelesen habe ich in meinen ersten 100 Tagen als Geschäftsführerin von Baukader Schweiz viel. Ebenso wie Gespräche geführt. Auffallend waren dabei – im geschriebenen wie im gesprochenen Wort – die Begriffe Digitalisierung und BIM. Sie sind allgegenwärtig. Auch in unserem Kursangebot.
Was wären wir heute ohne Wikipedia! Gut, dass es diese digitale Wissensplattform gibt. Das Online-Banking oder die Möglichkeit, die Ferien über das Internet zu buchen. Das Navi-Gerät führt uns sicher ans Ziel. Auf Baustellen nutzen wir Tachymetrie-Instrumente, um 3D-Linien im Raum zu generieren. Bereits das CAD-Zeichnen von Plänen brachte eine riesige Erleichterung. Wer möchte heute noch mit Radiergummi und Tusche auf Papier hantieren!
Täglich nutzen wir digitale Instrumente. Sie erleichtern uns im Alltag vieles. Und trotzdem tun wir uns damit teils schwer. BIM in der Baubranche ist komplex und weitreichend. Ist es das noch Unbekannte, das noch nicht wirklich fassbare Neue, von dem wir denken, es vielleicht nicht mehr zu erlernen? Dies scheint mir unbegründet. Der Mensch lernt schnell. Auch jene, die nicht im digitalen Zeitalter geboren wurden. Niemand von uns besuchte einen Kurs in der Bedienung des Handys oder des Billettautomaten. Virtuos navigieren wir über den Bildschirm.
Ist es also die Angst, durch optimierte Arbeitsprozesse oder das Einsetzen digitaler Instrumente als Mensch überflüssig zu werden und den Arbeitsplatz zu verlieren? Neue Technologien erfordern Anpassungen und verändern Berufsbilder. Es entstehen neue Aufgaben und neue Berufe. Die verantwortlichen Akteure müssen hier vorausschauend planen und agieren. Arbeitgeber und Vorgesetzte haben eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, die Arbeitsmarktfähigkeit ihrer Mitarbeitenden zu erhalten. Doch auch die Arbeitnehmenden sind gefordert, sich weiterzubilden und für Neues fit zu machen.
Auch im Zeitalter der Digitalisierung bleiben direkte Kontakte wichtig, sind das Miteinander zu pflegen und der Dialog zu fördern, um kommende Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Maschinen und künstliche Intelligenz ersetzen die zwischenmenschlichen Beziehungen nicht. Die Grundlage von guten und erfolgreichen Partnerschaften sind das persönliche Gespräch und das gegenseitige Kennenlernen. Ich freue mich auf zahlreiche bereichernde Begegnungen.