Kolumne zum Donnerstag: Der Franz Heinzer der Baustellen
In der Kolumne zum Donnerstag schreiben Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute ist es Benedikt Koch, Direktor des Schweizerischen Baumeisterverbands.
Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
Ich bin Luzerner. Und seit Kindheit begeisterter Skifahrer. Der Skivirus erfasste mich fernab der Bergwelt, zeigten doch Pirmin Zurbriggen und Co., wie viel Spass Skifahren macht. Mein Favorit war Innenschweizer wie ich: Franz Heinzer. Ausgerechnet jener Pechvogel, der in den 80ern dreimal an WM-Abfahrten den 4. Platz belegte. Umso mehr freute ich mich, als Heinzer 1991 ausgerechnet in Österreich Bestzeit fuhr und endlich verdient Weltmeister wurde.
2017 schafft es ein Franz Heinzer der Baustellen ebenfalls, Jugendliche zu begeistern: Der Mauer Kevin Hofer, der an den World Skills in Abu Dhabi teilnahm. Anders als 1991 war ich live dabei. Ich staunte, wie Hofer sich weder von der 30-Grad-Hitze in der Halle noch von einem Stromunterbruch aus dem Konzept bringen liess. Er zeigte wie einst Heinzer eine Topleistung – und landete wie so oft mein Skiheld knapp neben dem Podest. Da Maurer anders als Skifahrer nur eine WM-Chance haben, entschloss sich die Jury, Hofer trotz Platz 5 mit einer «Medaille for Excellence» auszuzeichnen.
Für viele Jugendliche war Hofer zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon ein Held: Denn in den Wochen zuvor hatten sich Zehntausende die SBV-Webserie «Die Bauhelden» angesehen – und mitgefiebert, wie Kevin Hofer für die Berufs-Weltmeisterschaften trainierte. Er ist somit der erste Bau-Spitzensportler, dem es gelungen ist, die breiten Massen mit seiner Leidenschaft anzustecken und in vielen Jugendlichen den Wunsch zu wecken, Baustellenluft schnuppern und selbst einmal an einer WM perfekte Mauerwerke zu bauen.
Doch aufgepasst: 1991 war ein Schlüsseljahr des Skisports. Nicht wegen Heinzer. Vielmehr war 1991 erstmals ein neuartiges Skimodell erhältlich, das dank dem perfekten Zusammenspiel von Taillierung, Länge und Material ein neues Schneegefühl ermöglichte: der erste Carving-Ski. Er begeisterte erst die Rennsportler, dann die Breitensportler und stellte schliesslich die ganze Branche auf den Kopf. Firmen, die keinen Carving-Ski produzieren wollten, verschwanden bald.
Die Skiwelt von 1991 hat Ähnlichkeiten mit der Bauwelt von 2017. Während in Abu Dhabi die weltbesten Maurer von Hand eine Mauer bauten, lösten nebenan CAD-Programmierer und Automatiker ihre WM-Aufgaben am PC. Hier liegt unsere Zukunft, wird doch die Digitalisierung auch den WM-Alltag und noch mehr den Baustellenalltag verändern. Nicht erst in 25, sondern schon in zehn Jahren wird der beste Schweizer Maurer an der Berufs-Weltmeisterschaften zeigen, wie gut er Bauroboter programmieren kann – und hoffentlich triumphieren wie einst Franz Heinzer.