Kolumne zum Donnerstag: Beton – Baustoff unbegrenzter Möglichkeiten
In der Kolumne zum Donnerstag schreiben Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute ist es Peter Wellauer, Geschäftsführer der Betonsuisse Marketing AG und Leiter Partnerships bei Holcim (Schweiz) AG.
Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
Beton ist das weltweit am zweitmeisten konsumierte Produkt – nur Wasser wird noch häufiger gebraucht. Für den Universalbaustoff unserer Zeit ist das auch nicht erstaunlich. Das Bauprodukt ist vielseitig einsetzbar, stabil, erschwinglich und nachhaltig. Vor dem Hintergrund der Diskussionen über Klimawandel und Energiebilanzen richtet sich das Augenmerk bezüglich Baumaterialien vermehrt auf CO2-Belastungen, graue Energie oder andere Treibhausgasemissionen.
Ein zentrales Grundelement bei der Herstellung von Beton ist Zement, welcher bei seiner Herstellung jedoch CO2-intensiv ist, was die Klimabilanz von Beton auf den ersten Blick trübt. Nachhaltig Bauen setzt einen vorausschauenden und umfassenden Blick voraus. Die isolierte Betrachtung von Zement ist dabei zu kurz gegriffen. In der Schweiz werden jährlich etwa 15 Millionen Tonnen Beton für die Erneuerung und den Unterhalt des gesamten Infrastruktur- und Gebäudeportfolios eingesetzt. Die natürlichen Rohstoffe von Beton, also Kalkstein und Mergel für den Zement und Sand, Kies und Wasser für den Beton, werden vor Ort und nahe dem Endverbraucher abgebaut, aufbereitet und verarbeitet. Dadurch können Energieverbrauch und Transport auf ein Minimum reduziert werden.
In Rezeptur und Zusammensetzung wird Beton massgeschneidert auf spezifische Bauanforderungen ausgerichtet und ist dementsprechend der einzige Baustoff, der sich qualitativ und quantitativ gezielt steuern lässt. Im Gesamtbauwerk sind Betonbauteile dadurch auch in der Lage, Energie zu speichern oder als Dämmung zu wirken. Beton erfüllt damit Mehrfachfunktionen in einem Gebäude.
Im Laufe der Zeit nimmt Beton durch den Alterungsprozess etwa 20 Prozent des bei der Produktion entstandenen CO2 wieder auf. Verdoppelt werden kann diese sogenannte Karbonatisierung noch durch das Recycling von Bauteilen aus Beton. Diese gesamtheitliche Betrachtungen sind stärker in die Bewertung der Energie- und Emissionsbilanzen aufzunehmen. Die Kreislaufwirtschaft nimmt heute und in Zukunft eine ganz zentrale Rolle für unseren Planeten ein, und Beton als fast unendlich rezyklierbares Gut ist ein wichtiger Bestandteil dieser Gesamtbetrachtung. Die Wiederaufbereitung von Beton beschränkt sich dabei nicht nur auf die Verwendung von Betonabbruch, sondern es können auch Rückbaustoffe aus Mauerwerk, Leichtbauwänden, Verputzmaterialien und so weiter eingesetzt werden. Diese Perspektive erweitert die Möglichkeiten für ein aktives Urban Mining im Umfeld grosser Agglomerationen massgebend.
Die Vielseitigkeit sowie die freie Wahl der Zusammensetzung je nach Anforderung und Einsatzgebiet und die nahezu unbegrenzte Gestaltungsfreiheit verleihen dem Beton alias «flüssiger Stein» eine zentrale Bedeutung in der gesamtheitlichen – nachhaltigen – Betrachtung. Sollten Sie also in Zukunft als Bauherr vor der Wahl eines geeigneten Baumaterials für Ihr Gebäude stehen, verschaffen Sie sich zuerst eine Gesamtübersicht und denken Sie langfristig. Ihre Enkel werden es Ihnen danken.