08:03 MEINUNG

Kolumne zum Donnerstag: Auf dem Rücken der Pferde

Geschrieben von: Benedikt Koch
Teaserbild-Quelle: libertyslens, Flickr, CC

In der Kolumne zum Donnerstag berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute beschäftigt sich Benedikt Koch, Direktor des Schweizerischen Baumeisterverbands, mit der Digitalisierung auf dem Bau und dem neuen Informationssystem Allianz Bau (Isab).

Schreibmaschine Kolumne Symbolbild

Quelle: libertyslens, Flickr, CC

Schreibmaschine, Schmuckbild.

Gemäss alten Überlieferungen – und aktuelleren Schulungsunterlagen in Weiterbildungskursen – wird bei den Dakota-Indianern eine Stammesweisheit von einer Generation an die nächste weitergegeben: «Wenn Du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab.»

Jeder von uns lacht, wenn er einen solch absurden Satz hört. Wer würde schon ein totes Pferd reiten wollen? Wer könnte überhaupt ein totes Pferd reiten? Selbstverständlich meinen aber weder die Stammesältesten der Dakota-Indianer noch die Kursleiter die Weisheit vom toten Pferd buchstäblich. Sie sollte symbolisch aufgefasst werden. Ebenso wie die Erzählung darüber, was die Indianer angeblich unternommen haben, um sich auf dem Rücken der Pferde festzuklammern: 1. Sie besorgen sich eine stärkere Peitsche. 2. Sie wechseln den Reiter. 3. Sie sagen sich: «So haben wir das Pferd doch immer geritten.» 4. Sie berufen eine Arbeitsgruppe ein, um das Pferd zu analysieren. 5. Sie besuchen andere Orte, um zu sehen, wie man dort tote Pferde reitet.

Obwohl humorvoll, veranschaulicht die Erzählung über die Dakota-Indianer auf absurde Weise, was Menschen zu tun versuchen, um eine Taktik oder ein System zu retten oder zu erhalten, die nicht mehr nützlich sind. Wir müssen uns immer dann hinterfragen, wenn wir anfangen, so zu denken, und uns stattdessen für den mutigen Schritt entscheiden, kreativ zu sein und unsere Komfortzone zu verlassen.

Ich bin überzeugt, dass man auf dem Bau nicht auf tote Pferde setzt, sondern innovativ ist. Auch wenn das manch ein Aussenstehender noch nicht erkannt hat. Als wir im März den ­Medien zeigten, wie die Baubranche mit dem Informationssystem Allianz Bau (Isab) in die digitale Offensive geht, kam die kritischste Frage von einem Onlinemagazin, das über Kommunikations- und IT-Themen schreibt. Die 16 beteiligten Bau-Organisationen würden bei den handwerklich geschickten Bauleuten digitales Know-how voraussetzen, das auf dem Bau gar nicht vorhanden ist. Ein absurder Vorwurf, den wir widerlegt haben.

Schliesslich sind digitale Fachkompetenzen auf dem Bau ebenso verbreitet wie traditionelle Arbeitstechniken. Im Zeitalter der Digitalisierung, die auch vor dem Bau nicht haltmacht, ­gehören Tablets, Drohnen und sonstige digitale Arbeitsgeräte vielerorts schon in gleichem ­Umfang zum Baustellenalltag wie die Maurerkelle. So sind wir optimistisch, dass sich auch Isab ­innerhalb kürzester Zeit als neues digitales ­Arbeitsinstrument auf den Baustellen etabliert – und die dazugehörige Isab-Card ebenso. Denn sich auf dem Bau der Digitalisierung zu verschliessen, wäre dasselbe wie auf einem toten Pferd zu reiten.

Geschrieben von

Direktor des Schweizerischen Baumeisterverbands.

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