13:54 MEINUNG

Kolumne von Marco Sonego: «Von Verträgen und von Begeisterung»

Geschrieben von: Marco Sonego
Teaserbild-Quelle: zvg

In der Kolumne berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Marco Sonego, Zentralpräsident des Baukaders Schweiz, schreibt über den Baukadervertrag:  Ein guter Vertrag werde nur erreicht, wenn sich alle Sozialpartner auf Augenhöhe begegnen und ein umfassender Meinungsaustausch möglich sei.

Marco Sonego Zentralpräsident Baukader Schweiz

Quelle: zvg

Marco Sonego ist Zentralpräsident des Baukaders Schweiz.

Der Baukadervertrag ist seit vielen Jahren ein Erfolgsmodell. Er regelt für Poliere und Werkmeister die Rechte und Pflichten von Arbeitnehmenden und Arbeitgebern. Die Bedürfnisse der Baukader zu kennen und so den Baukadervertrag wie die Lohnfrage zusammen mit den Gewerkschaften Syna und Unia mit dem Schweizerischen Baumeisterverband als Partner auf der Arbeitgeberseite jährlich neu zu verhandeln ist eine der Hauptaufgaben von Baukader Schweiz. Stets gilt es zu hinterfragen: Braucht es Anpassungen, wie etwa bei den Mindestlöhnen, die per 1. Januar 2023 rückwirkend um CHF 100 erhöht wurden? Oder regelt der Markt individuell (Effektivlöhne), da Poliere auf Baustellen äusserst gesuchte und wichtige Fach- und Führungskräfte sind?

Als Berufsverband liegt uns aber auch der Nachwuchs am Herzen. Denn hier fehlen die Fachkräfte bereits seit Jahren. Daher sind wir sehr erfreut, dass mit dem Masterplan «SBV-Berufsbildung 2030» nun konkret etwas für die Attraktivierung von Baukader-Berufen getan werden kann. Nun hoffen wir fest, dass das neue Modell Schule macht und ganz viele potenzielle neue Baukader akquiriert. Mit Bauen zu begeistern ist aber bereits in einem früheren Stadium, nämlich bei der Berufswahl ein wichtiges Thema. Baustellen üben auf Kinder und Jugendliche stets eine grosse Faszination aus. Diese gilt es zu erhalten und zu fördern. Beispielsweise mit dem Zukunftstag. Baukader Schweiz engagiert sich bereits seit über 10 Jahren dafür, dass Jugend-liche, insbesondere auch Mädchen, an diesem Tag Bauluft schnuppern können.

Kürzlich haben sich in dieser Zeitschrift der Schweizerische Baumeisterverband und die UNIA einen Schlagabtausch geliefert über die Wichtigkeit des Vollzugs beim LMV. Schadet es einer Sozialpartnerschaft, wenn Gelder aus dem Vollzug den Mitgliederbeitrag bei einer Arbeitnehmerorganisation mitfinanzieren, ist die Frage? Wir finden nein, denn die Gewerkschaften machen einen wichtigen Job, wenn es darum geht die Einhaltung eines Gesamtarbeitsvertrages sicherzustellen, den GAV zu erhalten und zu aktualisieren.

Viel wichtiger als die erwähnte Streitfrage scheint uns als Baukader Schweiz: Einen guten Vertrag erreicht man nur, wenn sich alle Sozialpartner auf Augenhöhe begegnen und ein umfassender Meinungsaustausch möglich ist, wenn verschiedene Positionen akzeptiert werden, die Bereitschaft für Kompromisse da ist und ein Konsens gefunden werden kann. Dann findet man die richtige Balance, die es braucht für ein gutes Endprodukt, wie es etwa der Baukadervertrag ist. (Wobei wir als Baukader Schweiz auch hierfür noch einige Ideen hätten, wie man diesen noch optimieren könnte).

Sicher ist: Eine gemeinsame Basis, macht vieles möglich, wie etwa partnerschaftliche Projekte zur Nachwuchsförderung. Denn eins haben wir doch alle gemeinsam: Wir teilen die Begeisterung für das Bauwesen. Dieses Feuer ist es doch, das wir an die Jungen weitergeben wollen. Dann gibt es hoffentlich eines Tages auch wieder genügend Poliere und andere Fachkräfte auf dem Bau.

Geschrieben von

Zentralpräsident des Baukaders Schweiz.

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