Kolumne von David Plüss: «Ziele und die nötigen Bekenntnisse»
In der Kolumne berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. David Plüss, Leiter Kommunikation und Public Affairs von Cemsuisse, dem Verband der Schweizerischen Zementindustrie, beschäftigt sich mit den Klimazielen der Schweiz.
Quelle: Cemsuisse
David Plüss ist Leiter Kommunikation und Public Affairs von Cemsuisse, dem Verband der Schweizerischen Zementindustrie.
Ziele sind eigentlich eine schöne Sache – leicht gefasst und leider oftmals genauso leicht vergessen. Insbesondere dann, wenn der Weg zum Ziel steinig und mühselig wird. Die Klimaziele der Schweiz sind mit der Annahme des Klimaschutzgesetzes nun aber verbindlich. Doch wie lassen sich diese erreichen? Was braucht es dazu? Und was soll es am Ende kosten?
Diese Fragen trieben die politischen Akteure und die Stimmbevölkerung vor dem Abstimmungssonntag über mehrere Wochen um und dürften wohl in den kommenden Jahren nicht verstummen. Man hat grobe Vorstellungen davon, dass Sparsamkeit und Ausbau von Energieerzeugung sicherlich die geeigneten Mittel wären. Natürlich wird es kosten. Nach gewissen Vorstellungen viel, nach anderen sogar sehr viel. Klar ist lediglich, dass man enorme Mengen an bisher fossiler Energie durch elektrische beziehungsweise erneuerbare Energie ersetzen muss.
Aufgrund ihrer Bedeutung beim Anteil der CO2-Emissionen und den langjährigen Anstrengungen – die Zementindustrie arbeitet schon seit über 30 Jahren erfolgreich an der Reduktion ihrer Emissionen – ist die Zementbranche deutlich weiter als andere Akteure in der Schweiz. Sie hat die Schweizer Industrieziele bisher stets übertroffen. Und sie kann heute schon beantworten, wie sie auch die zukünftige Reduktion erreichen will, was es dazu braucht und vor allem, was es kosten wird.
Der Weg ist klar. Die bisherigen erfolgreichen Ansätze müssen weiter beschritten werden; also die Produkte stets verbessert und die Zementindustrie konsequent in die Kreislaufwirtschaft einbinden. Dies kann nicht nur über die zunehmende Verwertung von Abfällen als alternative Brennstoffe geschehen, sondern benötigt auch bahnbrechende Technologien wie «Carbon Capture and Utilization» (CCU), also der Abscheidung und Nutzung von CO2. Der abgeschiedene Kohlenstoff des CO2 kann dabei ebenfalls im Kreislauf geführt werden und könnte künftig fossile Quellen ersetzen. Zementwerke bieten sich hier an und können somit auch eine wichtige Rolle in den Plänen anderer Industrien einnehmen.
Dazu braucht es einerseits die Lösung von technischen Aspekten: genügend Strom, Logistik und Rechtssicherheit bei der Planung und Umsetzung der geplanten Projekte. Noch wichtiger ist aber die Bereitschaft von Politik und Gesellschaft, diese Industrien in ihren Plänen zu unterstützen und die gefassten Pläne nicht bei erstbester Gelegenheit zu verwerfen. Ohne langfristige Planungssicherheit und vergleichbaren Wettbewerbsbedingungen mit dem europäischen und nicht-europäischen Ausland werden die geplanten Grossprojekte immer mit grossen Fragezeichen versehen und nicht mit der nötigen Konsequenz umsetzbar sein.
Kosten wird das die Zementindustrie einiges. Durch die geplante Verschärfung des EU-Emissionshandels, welche auch die Schweiz übernehmen dürfte, muss künftig für jede emittierte Tonne CO2 eine Abgabe verrichtet werden. Bei 2.8 Millionen Tonnen und einem aktuellen Preis von rund 100 Franken wird dies enorm teuer werden. Natürlich ist das ein grosser Ansporn, die Emissionen rasch zu reduzieren, doch dies wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen und bedingt wiederum die erwähnte Planungs- und Investitionssicherheit.