Kolumne von Bernhard Salzmann: «Mehr Flexibilität und Handlungsspielraum auf der Baustelle»
In der Kolumne berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute beschäftigt sich Bernhard Salzmann, Direktor des Schweizerischen Baumeisterverbandes, mit Fachkräften und der Vereinbarkeit von Privatleben und Arbeit.
Quelle: zvg
Bernhard Salzmann ist Direktor des Schweizerischen Baumeisterverbandes.
Für Schwinger Joel Ambühl ist klar: Ein wichtiges Puzzleteil
seines Erfolgs am Eidgenössischen Schwingfest in Pratteln war die Flexibilität
von ihm und seinem Umfeld. Nie hätte er einen Kranz gewonnen, wenn er nicht auf
die Unterstützung vieler hätte zählen können. Und zwar nicht nur im
Sägemehlring, sondern auch in seinem Arbeitsalltag als Baumaschinenführer auf
der Rösslimatt-Baustelle beim Bahnhof Luzern. Wie der schöne Erfolg zeigt,
gelingt es dem gelernten Maurer, Bauberuf und Schwingsport gut zu kombinieren.
Dies dank der Unterstützung seines Chefs und der ganzen Baustellenequipe.
Genau solche Lösungen wie bei Joel Ambühl sollen künftig
einfacher möglich sein. Die Vereinbarkeit von Privatleben und Arbeiten auf dem
Bau ist wichtig, um als Arbeitgeber für neue Fachkräfte attraktiv zu sein. Und
sie ist wichtig, um bestehende Fachkräfte im Bauhauptgewerbe zu halten. Das
Werben um qualifizierte Fachkräfte ist heute und in den nächsten Jahren für
Bauunternehmer eine grosse Herausforderung. Die aktuellen Verhandlungen rund um
den LMV sind diesbezüglich eine Chance.
Denn der Grundtenor auf dem Bau lautet: Es braucht einen
flexibleren Landesmantelvertrag, der dem Vorgesetzten und seinen Angestellten
unkompliziert Handlungsspielraum lässt für beidseitig gute firmeninterne
Lösungen. Arbeiten auf dem Bau könnten so auch besser geplant werden ohne
unnötige gesundheitliche und finanzielle Risiken. Private Interessen und Beruf
wären einfacher miteinander in Einklang zu bringen, ob man nun Schwinger,
Familienmensch oder Lehrling ist.
Mehr Flexibilität und Handlungsspielraum direkt auf der
Baustelle sind auch wichtig, um die Risiken von Witterung und Schlechtwetter
abfedern und minimieren zu können. Natürlich passen Bauequipen ihren
Arbeitsplan bestmöglich dem Wetter an. Hilfreich wäre aber auch hier ein LMV
mit mehr Spielraum, damit sich Arbeitsstunden besser nachholen lassen. Bei
Vorgesetzten und Bauarbeitern hört man: Sie wünschen sich kein «hitzefrei» oder
«kältefrei», das zu Lohneinbussen führt, sondern einen zeitgemässen LMV, der
das Arbeiten an Tagen mit gutem Bauwetter nicht erschwert.
Zurück zum Schwinger Joel Ambühl: «Ich darf früher Feierabend machen, wenn Massage, Physiotherapie oder Medientermine anstehen», erklärt er. Das ist für ihn wichtig. Er revanchiert sich, in dem auch er flexibel ist: «Wenn ich mal früher wegmuss, arbeite ich am nächsten Tag länger.» So sollte es sein auf dem Bau – ohne unnötige Einschränkungen. Joel Ambühl berichtet nicht nur unter Kollegen von seinem Erfolgsgeheimnis Flexibilität, sondern auch vor der Kamera. Er zählt zu jenen Bauarbeitern, die diese Woche im Magazin «Fokus KMU» erzählen, wie wichtig ihnen möglichst viel Flexibilität im Betrieb ist.
Die auf mehreren Lokalfernsehsendern ausgestrahlte Sendung zeigt, wie sehr die Interessen des Baustellenpersonals und der Baumeister übereinstimmen. Schauen Sie sich die Sendung an. Und verfolgen Sie in den kommenden Wochen aufmerksam die LMV-Verhandlungen und ob es dort eher die Gewerkschaften oder die Baumeister sind, welche die Interessen von Arbeitern wie Joel Ambühl vertreten.