08:32 MANAGEMENT

Werner Günthör: Wenn der Sanitärinstallateur Kugeln stösst

Geschrieben von: Simone Matthieu
Teaserbild-Quelle: KEYSTONE /Str

Als Werner Günthör als Kugelstösser 1984 erstmals an den Olympischen Spielen in Los Angeles teilnahm, belegte er den fünften Rang. Das war der Start eines zehn Jahre dauernden Höhenflugs. Der gelernte Sanitärinstallateur erzählt von der besonderen Kameradschaft zwischen Sportlern und seinem unbedingten Willen, sich stets zu verbessern.

Werner Günthör an den Olympischen Spielen in Seoul.

Quelle: KEYSTONE /Str

Werner Guenthör an den Olympischen Sommerspielen in Seoul, im September 1988, wo er die Bronze-Medaille gewann.

Die Schweizer Kugelstosslegende empfängt uns an der Bergstation des «Funi». «Funi» ist das Kurzwort für Funiculaire, französisch für Standseilbahn. Sie fährt von Biel zum nationalen Sportzentrum Magglingen. Mit seinem weissen Kastenwagen bringt uns Werner Günthör von der Bergstation wortwörtlich ans «Ende der Welt». So heisst das Restaurant etwas weiter oben, gleich über der Nebelgrenze. Als «Kugel-Werni» wurde der Zwei-Meter-Mann schweizweit bekannt. Auch international erntete der Thurgauer grosse Anerkennung. Nach wie vor belegt er den achten Platz auf der weltweiten Bestenliste: Die Rekord-Marke von 22,75 Meter hatte er 1988 in Bern gestossen. Danach holte er bei den Olympischen Sommerspielen 1988 in Seoul die Bronzemedaille. Und gewann drei Weltmeisterschaften in Serie: Rom 1987, Tokio 1991, Stuttgart 1993 – dieser Hattrick gelang nur einem einzigen anderen Kugelstösser. «Ich habe meinen Eltern schon als Kind gesagt, dass ich einmal an den Olympischen Spielen teilnehme», erinnert er sich.

Der Erfolg ist dem 63-Jährigen nicht zu Kopf gestiegen. Er ist bodenständig wie sein Auto: Kein teurer «Chlapf», sondern eines, dem man ansieht, dass es schon viel erlebt hat und hauptsächlich seinen Zweck erfüllen soll. «Alle wollen immer Geschichte schreiben», sagt Günthör kopfschüttelnd. «Doch die Leute vergessen einen schnell, wenn der Erfolg weg ist.» Im Gegensatz zu den 1960er- und 1980er-Jahren sei man heute viel schneller vergessen. «Das musst du aushalten können, wenn du kein Star mehr bist und die Leute sich weniger für dich interessieren», weiss er. Traurig wird er, wenn Journalisten sagen «jetzt hat es nicht fürs Podest gereicht». «Dabei bist du auch als viertbester der Welt ein absoluter Spitzenathlet! Dahin musst du erst mal kommen.» Leid tut ihm Ski-Ass Marco Odermatt: «Aufs Podest zu fahren, ist für ihn schon fast eine Verpflichtung. Der Druck auf ihn ist enorm. Nach seiner Dominanz in den letzten zwei Saisons gilt bereits ein dritter Platz als Niederlage.»

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