Ein Drittel der Erwerbstätigen bildet sich nicht weiter
Mit der steigenden Lebenserwartung zeichnet sich langfristig ein höheres Pensionsalter ab. Derweil schreitet die Digitalisierung der Arbeitswelt voran. Im Zuge dessen wird es für Arbeitnehmer immer wichtiger, Wissen und Fähigkeiten auf dem neusten Stand zu halten. Dennoch hat sich rund ein Drittel der Schweizer Erwerbstätigen in den letzten zwölf Monaten nicht weitergebildet. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Beratungs- und Wirtschaftsprüfungs-Unternehmen Deloitte.
„Tätigkeiten werden abwechslungsreicher, interaktiver und komplexer“, sagt Myriam Lenk, Leiterin „Futur of Work“ bei Deloitte Schweiz. Dementsprechend verändern sich auf dem Arbeitsmarkt auch die geforderten Kompetenzen, dies gilt etwa für den Umgang mit digitalen Technologien. Laut Lenk braucht es Anpassungen bei der Aus- und Weiterbildung heutiger und zukünftiger Arbeitskräfte, was wiederum auch Arbeitgeber vor Herausforderungen stellt. „Wir sehen schon heute Unternehmen – zum Beispiel aus der Gesundheits- oder ICT-Branche – die Schwierigkeiten haben, genug Arbeitskräfte mit den richtigen Skills zu finden.“
Die 30 Prozent der im Rahmen der Studie befragten Arbeitnehmer, die nichts für ihre Fortbildung getan haben, ist laut Deloitte „ein hoher Wert, mit dem die Schweiz über dem europäischen Durchschnitt liegt“. Zudem erachtet es mehr als die Hälfte dieser Personen (53%) nicht als notwendig, sich weiterzubilden. Die Studie legt nahe, dass dieser Umstand mit dem Bildungsniveau korreliert. Das heisst: Bei den Arbeitnehmern mit Hochschulabschluss haben nur 17 Prozent in den letzten 12 Monaten keine Weiterbildung absolviert. Dem gegenüber stehen jene mit einer Berufsausbildung (39 Prozent) und jene mit Pflichtschulabschluss (40%). Detailliert nach dem Grund gefragt, werden vor allem fehlende Zeit, mangelnde Unterstützung, unattraktive Lernmethoden und fehlendes Interesse angegeben.
Ältere Arbeitnehmer weiterbildungsbereiter
„Arbeitnehmer nehmen Lernbarrieren stark auf Seite der Arbeitgeber und weniger bei sich selber wahr“, weiss Michael Grampp, Studienautor und Chefökonom bei Deloitte Schweiz. Es sei erstaunlich, dass ältere Erwerbstätige tendenziell weniger Lernbarrieren oder Gründe, sähen nicht zu lernen, als jüngere. Am meisten Mühe bereite der Generation 55-Plus die fehlende Beratung, in welchem Bereich sie sich weiterbilden sollen.
Sind die Lernbarrieren überwunden, stellt sich die Frage, wer die Weiterbildung finanziert. Die Hälfte der Befragten gab an, dass sie den Arbeitgeber in der Hauptverantwortung sehen. Bei je einem Viertel sind es der Staat (26%) und die Arbeitnehmer (24%) selbst. Ganz anders sieht die Verteilung des gewünschten Idealzustands aus: 42% sähen die grösste Verantwortung beim Staat, beinahe gleich viele beim Arbeitgeber (46%), und nur noch 11% bei sich selbst. (mai/mgt)