Trotz Fachkräftemangel und demographischem Wandel kaum Quereinsteiger und Ältere gefragt
Arbeitgeber in der Schweiz halten an Strukturen fest, die den Fachkräftemangel begünstigen. So sind Quereinsteiger und ältere Menschen gemäss einer aktuellen Umfrage des Personalunternehmens von Rundstedt weiterhin weniger gefragt.
82 Prozent der Firmen verfügten über keinerlei Rekrutierungs- oder Integrationsprogramme für Risikogruppen wie zum Beispiel ältere Arbeitskräfte über 60, IV-Teilbezüger oder Frauen nach längerer Mutterschaft, so der Befund einer heute veröffentlichten Umfrage, an der 1907 Personalverantwortliche hiesiger Firmen teilgenommen haben. Unternehmen investieren laut von Rundstedt stattdessen lieber in Leistungsträger.
Aussichten auf Job oder interne Beförderung sinken mit dem Alter
Besonders für ältere Stellensuchende gestaltet sich die Stellensuche gemäss von Rundstedt schwierig: So bezeichnete über die Hälfte der befragten Personalverantwortlichen bereits eine Anstellung von Menschen ab 50 Jahren als schwierig. "Alle reden vom länger Arbeiten, aber über 55-Jährige haben es in der Realität schwer, eine neue Stelle zu finden", wird Von-Rundstedt-Chef Pascal Scheiwiller in der Medienmitteilung zitiert. Das sei für Betroffene deprimierend.
Ähnlich sieht es bei internen Beförderungen aus, allerdings liegt hier die Schwelle etwas höher, hier sehen sie zwei Fünftel der Befragten bei 50 Jahren, 29% sehen die Schwierigkeiten erst ab 60 Jahren. Das zeige klar auf, dass sich Arbeitgeber trotz dem Druck auf dem Arbeitsmarkt schwer täten, auf ältere Arbeitskräfte zu setzen, ist im Whitepaper zur Studie zu lesen. Im Branchenvergleich schneiden die Bereiche Gastronomie und Hotellerie, die Banken und Versicherungen sowie die Konsumgüterbranche am Schlechtesten ab.
Derweil scheint es nicht allzu viel Bereitschaft zu geben, über das Pensionsalter hinaus zu arbeiten. Dies, obwohl der Eintritt ins Arbeitsleben immer später erfolgt, Menschen älter werden und immer länger gesund sind. Die logische Konsequenz wäre, dass die Menschen über das Rentenalter von 65 Jahren arbeiten sollten, schreibt von Rundstedt. Die Umfrage zeige aber klar auf, dass trotz Forderungen und Beteuerungen von Seiten der Wissenschaft, der Politik und der Arbeitgebervertreter noch nicht genügend Bewusstsein dafür vorhanden sei. Aktuell fänden dies nur 44% der Befragten gut und richtig, heisst es. So wurden in der Umfrage nur bei 25% der Firmen konkrete Bestrebungen oder Programme zur Weiterbeschäftigung über das Pensionsalter hinaus festgestellt.
Generation Z auf der Suche nach sinnvoller Arbeit
Häufig werde GenZ auch als Purpose Generation gesehen, heisst es im Whitepaper. So verbinden 56 Prozent der Umfrageteilnehmer den Wunsch nach einer sinnstiftenden Arbeit mit der Generation Z. Etwa 44 Prozent halten das Phänomen eher für einen allgemeinen gesellschaftlichen Trend, der weniger den aktuellen Zeitgeist darstellt als vielmehr eher länger andauern wird (71%). Allerdings: Für das Gros der Befragten kommt diese Entwicklung aber nicht aus der ethischen, altruistischen oder der nachhaltigen Ecke, sondern ist laut Rundstedt "klar von der starken Individualisierung und vom Wunsch nach Selbstverwirklichung getrieben".
Weiter zeigte die Umfrage auch, dass die Ansprüche der Abreitnehmer an ihre Stellen steigen. Allerdings unstscheiden sie sich je nach Alter: Die steigende Anspruchshaltung kommt laut der Studie zu einem grossen Teil von der jungen Generation (63%) und nur geringermassen von älteren Generationen (19%). Und die Motivation sei nicht etwa primär Leistungsgerechtigkeit (22%) oder Fairness (17%), sondern "reiner Utilitarismus und individuelle Nutzenoptimierung" (61%).
Hat Berufserfahrung einen zu hohen Stellenwert?
Ausserdem attestiert von Rundstett der Schweiz einen "Branchenkult". So
ergabe die Befragung, dass 74 Prozent der Befragten brancheninterne
Bewerber kurzfristig für wertvoller für das Unternehmen halten als
Quereinsteiger. Zwei Drittel der Arbeitgeber verlangen bei der
Rekrutierung zwingend Branchenerfahrung. Nur 32 Prozent der Firmen
würden gezielt Massnahmen zur Rekrutierung und Branchenausbildung von
beruflichen Neulingen einsetzen, hiess es. Dies obwohl die digitale
Transformation eigentlich ein hohes Mass an Flexibilität und Mobilität
zwischen Berufsprofilen und Branchen erfordern würde.
Die Umfrage fand in Zusammenarbeit mit der Schweizer Fachzeitschrift "HR Today" zwischen April und August 2023 statt. (awp/sda/mgt/mai)
Hier das Whitepaper zur Studie herunterladen: www.rundstedt.ch/