Selbst handeln bei psychischen Problemen
Ständiger Stress am Arbeitsplatz, Überstunden, vielleicht noch private Probleme daheim – irgendwann wird der Druck zu gross, der Mensch macht schlapp. Psychische Probleme nehmen in den letzten Jahren auch in der Schweiz stetig zu. Die externe Mitarbeiterberatung Icas bietet vorbeugend professionelle Hilfe an.
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Ständiger Stress am Arbeitsplatz, Überstunden, vielleicht noch private Probleme daheim – irgendwann wird der Druck zu gross. Jeder sollte dem rechtzeitig vorbeugen.
Gut 20 Prozent der Werktätigen haben psychische Probleme. Ständiger Stress und Leistungsdruck können dazu führen, dass der Mensch erkrankt und nicht selten für lange Zeit ausfällt. Doch die Arbeit allein macht eigentlich nicht krank. Für psychisch angeschlagene Menschen ist sie meist besonders wichtig, um ihr Selbstwertgefühl zu erhalten. Neben der hohen Arbeitsbelastung und der erwarteten ständigen Bereitschaft mit wenigen Erholungsphasen sind es vor allem auch Probleme privater Natur, die am Arbeitsplatz nicht einfach abgestreift werden können. Sie wirken sich genauso gravierend auf die Psyche des Mitarbeiters und sein Leistungsvermögen aus. Seit 30 Jahren bietet Icasweltweit das «Employee Assistance Program» EAP an. Der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt in der Frühprävention. Jeder soll befähigt werden, persönliche oder berufliche Probleme zu meistern und bei Bedarf Hilfe zu suchen.
Je früher, desto besser
Das EAP befähigt Menschen, emotionale und psychische Belastungen frühzeitig anzugehen, um so deren negative Auswirkungen auf Leistung und Gesundheit zu verhindern. Damit die Mitarbeiter die Leistungen in Anspruch nehmen können, muss das Unternehmen Kunde von Icas sein. Ähnlich wie eine Versicherung wird ein Jahresbetrag pro Mitarbeiter gezahlt. Dies berechtigt alle in der Firma tätigen, sich bei psychologischen oder anderen Problemen, die ihr Leistungsvermögen negativ beeinflussen, an die Spezialisten der Icas zu wenden. «Wir sind die externe Beratungsstelle, wo die Mitarbeiter auch ihre privaten Probleme besprechen können», erklärt Psychotherapeut Stefan Boëthius.
Zeitig gegenzusteuern, ist der wichtigste Faktor, um stressbedingten Leistungsverminderungen entgegenzuwirken. 90 Prozent der Leistungsverluste sind nicht sichtbar. Am Anfang bemerkt sie nur der Betroffene und soll selber etwas dagegen tun, bevor er seine Leistungsgrenze erreicht hat. Rund um die Uhr sind die Icas-Psychologen in vier Sprachen in der ganzen Schweiz im Einsatz und garantieren so eine permanente Erreichbarkeit am Telefon in Krisensituationen. Anonym kann der Anrufer über alle Themen sprechen, die ihn belasten. Das Beratungsangebot ist niederschwellig und streng vertraulich.
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Oft genügt schon ein Anruf, um Probleme und Ängste anzusprechen. Externe Beratung kann in vielen Fällen sofort zur Lösung führen und entgegenwirken, bevor die Gesundheit kippt.
Ein Spezialistenteam hilft weiter
Eine anonyme telefonische Beratung ist effizienter und wird eher akzeptiert als persönliche Beratungssitzungen. «Manchmal ist bereits ein einziges Gespräch hilfreich. Der Dienst wird deshalb von den Mitarbeitern gut genutzt. Die Nutzungsrate liegt im Durchschnitt bei zehn Prozent», berichtet Boëthius. Die Anrufe werden von erfahrenen Psychologen sofort und direkt entgegengenommen. Rechtliche und lebenspraktische Fragen werden von Rechtsanwälten, Juristen und Sozialberatern beantwortet.
Erweisen sich die Probleme der Mitarbeiter als erheblich, wird persönliche Beratung angeboten. Die Sitzungen mit einem Psychotherapeuten können innert weniger Tage organisiert werden. Dabei wird abgeklärt, welcher Betreuungsumfang nötig ist. «Erfahrungen zeigen, dass maximal sieben bis acht Prozent der Anrufer eine Therapie benötigen. Und für viele von ihnen können die Probleme in mehreren Sitzungen beseitigt oder bedeutend reduziert werden», so Boëthius.
Internes Potenzial nicht verpulvern
In vielen Unternehmen ist die Erkenntnis angekommen, dass es vom wirtschaftlichen Standpunkt wichtig ist, mit dem «menschlichen Gut» verantwortungsvoll umzugehen. Zufriedene, motivierte und gesunde Mitarbeiter leisten mehr und fallen weniger aus.
Hier setzt die Primär- oder Frühprävention an. Nicht allein die Mitarbeiter müssen befähigt werden, mit stressbedingten Risiken und gesundheitsbelastenden Fehlzuständen im Privatleben und Unternehmen richtig umzugehen, auch die Führungskräfte sind angehalten, verantwortungsvoll auf Veränderungen im Verhalten der Kollegen zu achten und nicht zu stigmatisieren. Das nötige Wissen wird in Seminaren vermittelt, die unmittelbar in den Unternehmen stattfinden.
Sind bereits erste Symptome stressbedingten Gesundheits- und Leistungseinbussen aufgetreten, muss schnell und unbürokratisch geholfen werden. Mit der sogenannten Sekundärprävention soll dieEntwicklung gestoppt und zeit- und kostenaufwendigen Behandlungsmassnahmen vorgebeugt werden. Telefonische Beratung ist dabei, da vertraulich und anonym, das wichtigste und wirksamste Element.
Schwere Gesundheitseinschränkungen mit stark reduzierter Leistungsfähigkeit oder drohende und bereits eingetretene Arbeitsunfähigkeit erfordern eine verstärkte Betreuung, Tertiärprävention genannt. Für die Genesung sind persönliche Sitzungen oder eine Langzeittherapie mit einem Psychotherapeuten nötig. Doch soweit sollte es gar nicht kommen, wenn jeder mit seiner Gesundheit verantwortungsvoll umgeht.
Das Interview mit Dr. Stefan Boëthius und weitere Informationen lesen Sie im aktuellen BaublattNr. 29/30.