11:19 MANAGEMENT

Neue BAV-Direktorin wird gefordert

Teaserbild-Quelle: SBB

Der Bundesrat hat Christa Hostettler zur neuen Direktorin des Bundesamts für Verkehr (BAV) ernannt. Sie sei damit die erste Frau an der Spitze des BAV, stellte die «NZZ» fest. Doch die Solothurnerin hat keine Erfahrungen im Bahnbereich, dem grössten Dossier des Amts. Sie erwarten ein komplexes Thema und eine schwierige Aufgabe.

Gotthardbasistunnel

Quelle: SBB

Grosses Hurra: 2016 wurde der Gotthard-Basistunnel eröffnet.

Die künftige Direktorin wird den öffentlichen Verkehr in der Schweiz finanzieren und weiterentwickeln müssen. Hostettler bringe praktische Erfahrung aus der Branche, aber auch einen politischen Rucksack mit – was beides wichtig für die exponierte Stelle sei, kommentierte die «NZZ». Hostettler aber fehle es an Branchenerfahrung bei der Bahn, dem wichtigsten Dossier des BAV, gab die Zürcher Tageszeitung zu bedenken. «Branchenfremde Personen wie der frühere SBB-Verwaltungsratspräsident Ulrich Gygi benötigten viel Zeit, um sich einzuarbeiten – Zeit, die Hostettler nicht haben wird.» Die 49-jährige Juristin erwartet damit ein vielschichtiger Tätigkeitsbereich, auf den sie sich kaum vorbereiten kann.

Peter Füglistaler

Quelle: BAV/Béatrice Devène

Unter der Leitung des jetzigen BAV-Chefs Peter Füglistaler entstand die Neue Eisenbahn Alpentransversale (Neat).

Jahrhundertwerk realisiert 

Mit Peter Füglistaler gehe im Sommer ein Chefbeamter in Pension, der den Schweizer «öV» während bald vierzehn Jahren geprägt habe, kommentiert die «NZZ» wertschätzend. Der BAV-Chef setzte Akzente. Er schuf mit der der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (Neat) schnelle Nord-Süd-Verbindungen. 2016 wurde der Gotthard-Basistunnel eröffnet. 2020 wurde die Neat mit der Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels vollendet. 

Wichtig war ihm dabei immer die Wettbewerbsorientierung der Bahn gegenüber der Strasse. «Zwischen Bern und Zürich haben wir das erreicht: Man ist mit dem Zug schneller als mit dem Auto», teilte er der «Limmattaler Zeitung» mit. Doch auf einigen Abschnitten der Ost-West-Achse seien die Züge noch zu wenig konkurrenzfähig. Auch die Fahrt von Zürich nach St. Gallen dauere zu lange, und von Bern nach Lausanne müsse man eine Beschleunigung erreichen, bemängelte der Direktor. 

Kritik an den SBB 

Im Oktober 2023 kam dann der Hammer: Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) seien ein schlechtes Vorbild, teilte Füglistaler den Tamedia-Zeitungen mit. Der Direktor wurde deutlich: Die SBB würden mehr Geld ausgeben, als sie brauchten. Die Firma überwälze immer mehr Kosten auf die Steuerzahler, statt effizienter zu werden. Die SBB sehen im Wettbewerb nur Risiken, und es mangle den Schweizer Bundesbahnen an unternehmerischem Ehrgeiz. Füglistaler wollte, kurzum, mehr Leistung fürs Geld. Andreas Meyer, der damalige CEO der SBB, konterte, dass die SBB wie vom Bund gewünscht auf Kooperationen mit Partnerbahnen setzen. Und es sei auch kein Wunder, wenn die Firma von der Idee wenig begeistert sei, den grenzüberschreitenden Personenverkehr und den Busbereich für zusätzliche Konkurrenz zu öffnen.

Andreas Meyer

Quelle: Pipoknill/Wikimedia Commons/CC BY-SA 4.0

Andreas Meyer war von 2007 bis 2020 der CEO der SBB.

«Gestörtes Verhältnis»

Unter der Leitung von Andreas Meyer, der von 2007 bis 2020 der CEO der SBB war, zeichnete sich ein Lokführermangel ab, der die zeitweise Schliessung von Linien im Regionalverkehr zur Folge hatte. Grund für den Mangel waren neben zahlreichen Baustellen auch die starke Zunahme des Eventverkehrs. Die SBB hätten zu spät erkannt, wie stark sich diese Faktoren auf den Bedarf an Lokführern auswirkten, gab Meyer gegenüber dem «Blick» zu. 

Dies ärgerte Füglistaler, was wiederum beim damaligen SBB-Chef Meyer nicht gut ankam. Die Entzweiung ging so weit, dass der «Blick» das Verhältnis zwischen Füglistaler und Meyer als «gestört» bezeichnete. Die Beziehung zwischen dem BAV und den SBB ist zerrüttet. Hostettler wird an diesem «Knacks» zwischen ihrem Amt und der Spitze der Bundesbahnen arbeiten müssen. Damit kommt nicht nur ein grosses, komplexes Dossier auf sie zu, in dem sie noch nicht sattelfest ist, sondern auch eine schwierige Aufgabe auf persönlicher Ebene. (cet)


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