Lohnstrukturerhebung 2022: Medianlohn bei 6788 Franken
Der Medianlohn für eine Vollzeitstelle in der Schweizer Gesamtwirtschaft betrug 2022 pro Montag brutto 6788 Franken. Dies geht aus der Lohnstrukturerhebung des BFS hervor. Zwischen den Wirtschaftszweigen gab es markante Unterschiede.
Quelle: Claudio Schwarz, Unsplash
Im Schnitt könnten 2025 bei Ostschweizer Unternehmen die Löhne um 1,4 Prozent steigen, wobei der Umfang der geplanten Lohnerhöhungen je nach Branche leicht variiere.
Im Jahr 2022 belief sich der monatliche
Bruttomedianlohn für eine Vollzeitstelle (privater und öffentlicher Sektor
zusammen) auf 6788 Franken pro Monat, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) anlässlich der Schweizerischen
Lohnerhebung 2022 am Dienstag mitteilte. Die 10 Prozent der Arbeitnehmer mit den tiefsten Löhnen verdienten weniger
als 4487 Franken pro Monat, die am besten bezahlten 10 Prozent über 12‘178 Franken.
Die
allgemeine Lohnschere – der Gesamtabstand zwischen
den höchsten und den tiefsten Löhnen – hat sich laut
dem Bundesamt zwischen 2008 und 2022 in der Gesamtwirtschaft kaum verändert. In
diesem Zeitraum stiegen die Löhne der am besten bezahlten 10% der Arbeitnehmer um 13,5%. In der
Mittelschicht fiel das Lohnwachstum mit 11,5% am tiefsten aus, bei den am
schlechtesten bezahlten 10% erhöhten sich die Löhne um 14,3%.
Grosse Lohnunterschiede nach Branche
Je
nach Wirtschaftszweig waren 2022 auf dem Schweizer Arbeitsmarkt laut BFS grosse Lohnunterschiede zu
beobachten. Deutlich über dem Medianlohn (6788 Franken brutto pro Monat) lagen
die Löhne demnach in Branchen mit hoher
Wertschöpfung wie in der Informationstechnologie (9412 Franken), der
Pharmaindustrie (10 296 Franken), bei Banken (10 491 Franken) oder in der
Tabakindustrie (13 299 Franken).
In
der Mitte der Lohnskala fanden sich Branchen wie das Baugewerbe (6410 Franken),
die Luftfahrt (6980 Franken), die Maschinenindustrie (7245 Franken) und der
Grosshandel (7414 Franken). Zuunterst in der Lohnpyramide waren der
Detailhandel (5095 Franken), das Gastgewerbe (4601 Franken), die Beherbergung
(4572 Franken) und die persönlichen Dienstleistungen (4384 Franken)
angesiedelt.
Löhne variieren stark nach Aufenthaltsstatus
Die
Lohnhierarchie wird
laut BFS weitgehend
vom Ausbildungsniveau bestimmt. Mit einem universitären Abschluss
erhielten Arbeitnehmer pro Monat für eine
Vollzeitstelle 10‘210 Franken, mit einem
Fachhochschulabschluss 9000 Franken und mit einem EFZ 6190 Franken. Ausschlaggebend bei der effektiven Entlöhnung seien allerdings die Art der Funktion und
die Tätigkeit im Unternehmen.
Bei
Arbeitsstellen mit einem hohen Mass an Verantwortung fiel der Lohn von
ausländischen Arbeitnehmern insgesamt höher aus
als bei denjenigen mit Schweizer Staatsbürgerschaft. So verdienten Grenzgänger
(G-Ausweis) 10‘707 Franken, Personen mit
Niederlassungsbewilligung (C-Ausweis) 11‘495 Franken und Personen mit Aufenthaltsbewilligung
(B-Ausweis) 12‘791 Franken, während sich
der Lohn der Schweizer Arbeitnehmer auf
10‘476 Franken belief.
Bei
den Stellen ohne Führungsverantwortung war die Situation umgekehrt: Mit
6496 Franken war der Lohn von Schweizer Arbeitnehmer ohne Kaderfunktion höher als jener von
ausländischen Arbeitnehmern,
sowohl als jener mit B-Ausweis (5300 Franken) und C-Ausweis (5787 Franken) als
auch als jener mit G-Ausweis (5859 Franken).
Anteil der Tieflohnstellen bleibt unverändert
2022
entsprach eine Tieflohnstelle einer Vollzeitstelle mit einem monatlichen
Bruttolohn von weniger als 4525 Franken. Die Zahl der Tieflohnstellen
blieb laut
BFS in
der Schweiz zwischen 2020 und 2022 unverändert bei 10,5%.
Folgende
Wirtschaftszweige verzeichnen einen hohen Anteil an Tieflohnstellen: Luftfahrt
(18,9%), Audiovisuelle Medien (19,9%), Detailhandel (23,3%), Herstellung von
Nahrungs- und Futtermitteln (25,9%), Gastronomie (46,3%), Beherbergung (47,5%)
und Persönliche Dienstleistungen (54,4%). Im Jahr 2022 besetzte mehr als eine
halbe Million Arbeitnehmende (566'100 bzw. 12,1%) eine Tieflohnstelle (2020:
491 900 bzw. 12,0%). 62,1% davon waren Frauen.
Über
drei Viertel (76,2%) der Arbeitnehmer erhielt 2022 einen 13. Monatslohn. Der Anteil der Unternehmen, die nahezu all
ihren Angestellten einen 13. Monatslohn zahlen, stieg zwischen 2020 und 2022
leicht von 44,7% auf 45,8%. Lediglich 27,6% der Unternehmen zahlen gar keinen
13. Monatslohn aus.
Wert der Boni ist 2022 gestiegen
2022
erhielt ein Drittel (33,6% gegenüber 36,3% im Jahr 2020) der Arbeitnehmer einen
Bonus, d. h. eine unregelmässige, zusätzlich zum Grundlohn ausbezahlte
jährliche Sonderzahlung. Der Wert der ausbezahlten Jahresboni stieg 2022 im
Durchschnitt auf 11'670 Franken (gegenüber 10 142 Franken im Jahr 2020). Die
Höhe der Boni variierte je nach Wirtschaftszweig und Verantwortungsniveau im
Unternehmen deutlich.
Dem
oberen Kader wurden in der öffentlichen Verwaltung durchschnittlich 4792
Franken, im Detailhandel 22'111 Franken, in der Maschinenindustrie 47'097
Franken, im Grosshandel 96'416 Franken, bei den Banken 146'100 Franken und in
der Tabakindustrie 293 '830 Franken ausbezahlt. Personen ohne
Führungsverantwortung erhielten ebenfalls Boni. Diese fielen jedoch mit
durchschnittlich 4870 Franken pro Jahr deutlich tiefer aus.
Zürich an der Spitze, Tessin als Schlusslicht
Die
Schweizer Monatslöhne variieren auch zwischen den Regionen deutlich. Die
Bruttomedianlöhne für die oberen Kader sind in der Region Zürich (11‘758 Franken), in der Genferseeregion (11‘111 Franken) und in der Region Nordwestschweiz (10‘715 Franken) regelmässig am höchsten. Das Tessin
liegt mit 8755 Franken für Stellen im oberen Kader und 5184 Franken für Stellen
ohne Führungsfunktion unabhängig von der Hierarchiestufe am unteren Ende der
Lohnskala.
Laut BFS lassen sich diese regionalen Lohnunterschiede teilweise durch die räumliche Konzentration von Wirtschaftszweigen mit hoher Wertschöpfung und durch strukturelle Besonderheiten der regionalen Arbeitsmärkte erklären. (mgt/pb)
Lohnunterschiede zwischen Geschlechtern nehmen ab
In der Gesamtwirtschaft hat sich laut BFS das Lohngefälle (Median) zwischen Frauen und Männern weiter verringert. 2022 lag es bei 9,5%, gegenüber 10,8% im Jahr 2020 und 11,5% im Jahr 2018. Die geschlechterspezifischen Lohndifferenzen lassen sich laut BFS teilweise durch unterschiedliche Profile (Bildungsniveau oder Alter) und Tätigkeiten erklären (insbesondere das Verantwortungsniveau am Arbeitsplatz und Wirtschaftszweig).
Diese Lohnunterschiede widerspiegeln die unterschiedliche berufliche Integration der Frauen und Männer auf dem Arbeitsmarkt. Je höher die Hierarchiestufe der Stelle, desto grösser fällt der geschlechterspezifische Lohnunterschied aus. So verdienten im Jahr 2022 Frauen in Stellen mit hohem Verantwortungsniveau 9565 Franken brutto pro Monat, während Männer auf derselben Stufe 11‘212 Franken erhielten, was einer Differenz von 14,7% entspricht (2020: 16,8%; 2018: 18,6%). Am anderen Ende der Skala, bei Arbeitsstellen ohne Kaderfunktion, war das Lohngefälle zuungunsten der Frauen 2022 mit 5,7% (2020: 6,9%; 2018: 7,6%) weniger ausgeprägt.
2022 sah die Verteilung der Frauen und Männer nach Lohnklassen folgendermassen aus: Bei Stellen mit einem monatlichen Bruttolohn von weniger als 4500 Franken lag der Frauenanteil bei 62,1% (gegenüber 63,1% im Jahr 2020). Im Gegensatz dazu waren, wie bereits im Jahr 2020, 75,4% der Stellen mit einem monatlichen Bruttolohn von über 16‘000 Franken von Männern besetzt. (mgt/pb)