Homeoffice: Führung in Zeiten von Krisen und Veränderungen
Mit dem Entscheid zum Lockdown stürzt eine Flut von Informationen und Vorgaben auf die Führungskräfte ein. Rasch müssen Entscheidungen getroffen und Massnahmen umgesetzt werden. Für viele der Mitarbeitenden heisst es ab sofort: Homeoffice. Der Alltag ändert sich komplett.
Quelle: zvg
Neue Arbeitswelt: Um 14 Uhr auf dem Golfplatz und um 18 Uhr wieder im Homeoffice.
Von Michel Oliver Herzog, Barbara Jäkle und Ramona Urwyler *
Montag, 14.00 Uhr. Malena ist im Homeoffice via Mail und
Telefon nicht erreichbar. Per WhatsApp informiert sie ihren Vorgesetzten, dass
sie auf dem Golfplatz sei. Ab 18.00 Uhr sei sie wieder am Arbeiten. Eine
ungewohnte Situation für den Vorgesetzten. Für Malena die Normalität, da sie
sich ihre Arbeit selbst einteilt.
Plötzlich sehen sich Führungspersonen mit einer unbekannten
Situation konfrontiert. Die Krise fordert Vorgesetzte voll und ganz. Grosses
Verständnis und Vertrauen in die Mitarbeitenden sind gefragt. Bewährte
Strategien und Führungswerkzeuge passen nicht mehr. Ungewissheit und
Ratlosigkeit machen sich breit. Welche Möglichkeiten zur Führung bleiben nun?
Die Befürchtung bestätigt sich: Die aktuellen Führungstools
passen nicht mehr so recht in das immer komplexere Umfeld unserer global
vernetzten und lokal regulierten Welt. Noch mehr, noch besser, noch schneller.
Hinzu kommen die Anforderungen der jüngeren Generationen für sinnstiftende
Aufgaben, Work-Life-Balance, Mitsprache und Selbstbestimmung. Dazu nimmt die
Bindung der Mitarbeitenden an ihr Unternehmen stetig ab. Guter Rat ist hier
gefragt.
Zauberwort New Work
Der Organisationsforscher, Wirtschaftsphilosoph und
Bestsellerautor Frédéric Laloux zeigt Möglichkeiten zur Veränderung auf. Die
Zeit scheint reif für eine neue Dimension der Unternehmensführung.
Führungskräfte werden neu zu Katalysatoren eines sich selbst organisierenden
Systems in einer sich kontinuierlich verändernden Umwelt (frei nach Fredmund
Malik, Wirtschaftswissenschaftler mit Forschungsschwerpunkt Managementlehre).
Immer mehr Unternehmen machen sich auf den Weg in eine neue Arbeitswelt. Und
zeigen, dass es geht.
New Work heisst das neue Zauberwort. Es steht für Agilität, Selbstbestimmung, Verantwortung und Flexibilität. Es verspricht Spass bei der Arbeit und kommt ohne Hierarchien aus. Neue Konzepte wie Holacracy oder Sociocracy 3.0 kommen zum Einsatz. Die Grundidee beider Tools ist die Verteilung der Aufgaben innerhalb eines Unternehmens auf kleinere Gruppen von maximal zehn bis zwölf Personen. Die Gruppen arbeiten selbstbestimmt und selbstorganisiert ohne Vorgesetzte. Jeder Mitarbeitende bringt seine individuellen Skills gezielt ein, setzt sich für die Unternehmensziele ein und ist für den Unternehmenserfolg mitverantwortlich.
Drei Prinzipien liegen den neuen Ansätzen zur
Unternehmensführung zugrunde:
Selbstorganisation
- Selbstverantwortung statt Bürokratie und fixer Arbeitszeiten im Büro.
- Übernahme flexibler Rollen nach individuellen Skills statt starrer Regeln, fixer Stellenbeschreibungen und wenig Möglichkeiten zur Veränderung im Job.
- Freiheit statt traditioneller Hierarchien zur flexiblen Anpassung auf die sich rasch ändernden Bedürfnisse.
Ganzheitlichkeit
- Der Mitarbeitende punktet mit all seinen Wünschen, Bedürfnissen und Eigenschaften.
- Sinnhaftigkeit
- Das Streben nach einem tieferen Organisationszweck und der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung.
Mut zur Veränderung
Die Veränderung beginnt in einer ersten Phase bei der
Führungsperson selbst – mit der Reflexion des aktuellen Führungsverhaltens. Der
Bereitschaft und dem Mut, gemeinsam mit den Mitarbeitenden Neues zu wagen.
Macht und Kontrolle nach innen und über alle Hierarchieebenen abzugeben. Den
Mitarbeitenden vertrauen und ihnen selbstbestimmtes Arbeiten zutrauen. Ihnen
als Coach und Mentor zur Seite stehen. Um dann in einer zweiten Phase die
ersten gemeinsamen Schritte zu wagen.
* Die Autorinnen und der Autor schrieben diesen Artikel im
Rahmen des Masterstudiengangs zum Executive MBA an der Hochschule Luzern.