«Chefsache» mit Andrea Galli: «Handeln statt Reden!»
Andrea Galli ist usic-Präsident und CEO der Pini-Group in Locarno TI. In der Interview-Serie «Chefsache» nimmt er Stellung zu Fragen rund um das Thema Führung.
Quelle: zvg
Andrea Galli ist usic-Präsident und CEO der Pini-Group in Locarno TI.
Wie lautet Ihr wichtigster Führungsgrundsatz?
Handeln statt reden!
Was macht Sie zu einem guten Chef?
Als Führungskraft ist es wichtig, ein Vorbild zu sein und selbst
an vorderster Front zu stehen. Entsprechend erlebe ich genau die gleichen
Situationen wie meine Kollegen. Das stärkt das Team und zeigt, dass wir
gemeinsam gewinnen und gemeinsam verlieren, aber vor allem, dass wir gemeinsam
stärker sind.
Was glauben Sie, was sagen Ihre Mitarbeiter über Sie?
Ich weiss, dass sie meine direkte Art, auch brennende Themen
anzusprechen, manchmal kritisch sehen. Oft zeigen sie zunächst Ehrfurcht und
reagieren eher zurückhaltend. Andererseits schätzen sie die Übertragung von
Verantwortung und Befugnissen, die sie haben.
Wie gehen Sie mit Kritik um?
Kritik lässt uns wachsen. Normalerweise ärgere ich mich über
mich selbst, weil ich die Situation, die zur Kritik gebracht wurde, nicht
vermeiden konnte. Anderseits suche ich sie, indem ich die Leute dazu bringe,
ihre Meinung zu äussern.
Wie fördern Sie Ihre Mitarbeiter?
Unsere Mitarbeiter sind in der Regel intelligente, fähige
und sehr motivierte Menschen. Ich werfe sie gerne ins kalte Wasser und schaue,
wie sie reagieren. Learning by doing! Es ist der beste Weg, um zu wachsen, wenn
die Unternehmenskultur dies zulässt.
Wollten Sie schon immer Chef werden?
Ich glaube schon. Da ich keine besonderen technischen
Fähigkeiten besass, blieb mir nichts anderes übrig, als eine Führungsposition
anzustreben.
Darf ein Chef oder eine Chefin auch Schwächen zeigen?
Jeder Mensch hat Schwächen. Sie zu kennen, ist sehr wichtig.
Andererseits halte ich es für besser, die Stärken jedes Einzelnen hervorzuheben
und sich nicht mit den Schwächen abzugeben. Darum schätze ich und fördere
Teamarbeit konsequent: Innerhalb jeder Gruppe finden wir jemanden, der die
Aufgaben übernimmt, die wir nicht gut können.
Bei welchen wichtigen Entscheiden haben Sie sich schon
einsam gefühlt?
Der Anführer ist letztendlich immer allein. Ich kann
mögliche Entscheidungen mit anderen teilen, so viel ich will, aber letztendlich
muss ich sie fällen. Das ist gleichzeitig das Schöne daran, Chef zu sein.
Sehen Sie in der Digitalisierung eine Chance oder eine
Gefahr?
Ich sage gerne, dass der Wandel die einzige Konstante ist.
Ich glaube, dass die Chancen darin liegen, dem Wandel mit Neugier und
Unternehmensgeist zu begegnen. Die Digitalisierung ist einfach ein
unvermeidlicher Fortschritt, den wir nutzen müssen.
Welche Probleme sollte die Politik sofort angehen?
Die Politik behält das gewohnte Tempo bei, während die
Gesellschaft immer schneller wird. Es müssen neue Wege für die Verwaltung
öffentlicher Angelegenheiten gefunden werden. Eine stärkere Einbindung des
Privatsektors ist unabdingbar, wenn wir wettbewerbsfähig bleiben und eine
Vorreiterrolle spielen wollen.
Wie bringen Sie Beruf und Privatleben unter einen Hut?
Eine Frage, auf die ich noch keine Antwort gefunden habe.
Aber ich arbeite gemeinsam mit meiner Frau und meinen Kindern hart daran. Der
Weg ist wahrscheinlich das Ziel.
Wo können Sie wirklich abschalten?
Wenn ich reise, auch beruflich, während des Fluges. Wenn man ein Land verlässt, um in ein anderes zu reisen, kann man alles, was in diesem kleinen Winkel der Welt passiert, relativieren und sich mit Begeisterung auf den Weg zu neuen Herausforderungen in einem anderen Land machen. (cet)
Chefsache
In der Interview-Serie «Chefsache» nehmen bekannte Exponenten der Bauwirtschaft in loser Folge Stellung zu Fragen rund um das Thema Führung. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten die gleichen zwanzig Fragen, von denen sie zwölf auswählen und schriftlich beantworten können.