Zukunft der Mobilität: Wo geht die Reise hin?
Big Brother is watching you: Während Google, Facebook und Co. frisch-fröhlich Standortdaten sammeln und auswerten, wissen ÖV-Betreiber, Städte und Gemeinden häufig noch nicht so recht, wie sie mit all diesen Informationen umgehen sollen. Smarte Daten bieten besonders für die Mobilität viele Chancen. Doch will die Gesellschaft dafür den Preis der ständigen Überwachung bezahlen?
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Auf Knopfdruck da: Selbstfahrende Taxis könnten uns in Zukunft vieles erleichtern. Sie bergen besonders im Bereich des Datenschutzes aber auch einige Risiken.
Im August 2015 wurde der «SwissPass» als einheitlicher Fahrausweis für verschiedene Abonnemente wie das Generalabo oder das Halbtax eingeführt. Seither wurden die Nutzungsmöglichkeiten stets ausgebaut. Inzwischen können Kunden etwa auch Skitickets direkt auf die rote Karte laden.
Über 2,3 Millionen Pässe sind heute im Umlauf. Und damit sind auch tonnenweise Kunden- und Mobilitätsdaten vorhanden – könnte man meinen. Aber nichts da: «Gemäss heutiger Rechtsprechung dürfen die Daten, die mit dem ‹SwissPass› erhoben werden könnten, nicht genutzt werden», erklärte SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher am 18. Kolloquium des Schweizerischen Verbands der Telekommunikation (Asut) in Bern.
Politischer Handlungsbedarf
Obwohl durch diese Daten beispielsweise eruiert werden könnte, wo es zu Engpässen kommt, dürfen ÖV-Betreiber die Informationen nicht auswerten. Bereits zu Beginn der Veranstaltung, die dem Thema «Smart Data – Chancen für die Mobilität» gewidmet war, stellte die Politikerin damit klar, dass in dieser Thematik politischer Handlungsbedarf besteht. Im Rahmen der aktuellen Revision des Datenschutzgesetzes werde diese Datennutzung deshalb auch diskutiert.
Mehr Fragen als Antworten
Wenn man die Möglichkeiten, die sich durch Big und Smart Data auftun, aber auch die damit verbundenen Risiken in Sachen Privatsphäre und Datenschutz betrachtet, merkt man schnell, dass die Thematik aus rechtlicher wie auch ethischer Sicht äusserst komplex ist. Die Ausblicke, welche die Referenten in Bern im Zusammenhang mit «intelligenten Daten» in der Mobilität wagten, warfen dementsprechend mehr Fragen auf, als sie Antworten lieferten. Ihre Überlegungen zur nahen und teilweise noch etwas ferneren Zukunft waren aber nicht minder interessant.
Höhere Trassenkapazität durch smarte Lösungen
Big Data ist mittlerweile fast jedem ein Begriff. Abgespeicherte Daten haben für sich aber noch keinen grossen Wert. «Big Data ist sozusagen ein Datenfriedhof», sagt Dirk Bödeker, Leiter Mobility Services bei Siemens Schweiz. «Erst dadurch, dass man die Daten analysiert und für bestimmte Zwecke zur Verfügung stellt, entsteht ein Mehrwert.» Die intelligenten Daten sind die wertvollen Daten.
Was das für den Bereich der Mobilität bedeutet, erklärt Frank Henschke, CTO von Ericsson Schweiz: Es gehe darum, Daten von Fahrzeugen, Sensoren, Personen und von Infrastrukturen zu sammeln, zu verarbeiten und dadurch Prozessabläufe und Verkehrsflüsse zu optimieren. «Und diese Optimierung zielt immer darauf ab, Kosten zu sparen, den Komfort zu erhöhen und Emissionen zu reduzieren.»