Zürich: Wann wird der Spurabbau-Test auf der Bellerivestrasse abgebrochen?
Die Stadt Zürich will auf der Bellerivestrasse die Spuren von vier auf zwei reduzieren. Dies sorgt bis über die Stadtgrenzen hinaus für Diskussionen. Von Mitte August bis Aprile 2024 läuft nun ein Test. Sicherheitsvorsteherin Katrin Rykart erklärte gestern Donnerstag, wann der Test abgebrochen wird. Eines der Kriterien: Erhöht sich die durchschnittliche Fahrzeit zwischen Falken- und Seestrasse um sechs Minuten, wird er gestoppt.
Auf der Bellerivestrasse, die parallel zum rechten Zürichseeufer vom Bellevue in Richtung Goldküste verläuft, will die Stadt Zürich den motorisierten Verkehr eindämmen: Die Spuren der vielbefahrenen Verkehrsader sollen von vier auf zwei abgebaut werden, Velos erhalten damit mehr und Autos weniger Platz. Von Mitte August bis Ende April nächsten Jahres ist nun ein Testversuch geplant. Er soll zeigen, ob lediglich eine Spur in jeweils einer Richtung machbar ist.
Bellerivestrasse muss saniert werden
Hintergrund dieser Pläne: Die Bellerivestrasse muss in den nächsten Jahren saniert werden. Wie der Medienmitteilung des Stadtzürcher Sicherheitsdepartements zu entnehmen ist, genügen die vier Spuren aktuellen Normen nicht mehr, weil sie nicht breit genug sind. Sie müssten somit vergrössert werden, was wiederum bedeutet, dass die Trottoirs verschmälert und Bäume gefällt werden müssten. Derartige Eingriffe sind gemäss Stadt nicht nötig, wenn stattdessen einfach die Fahrspuren reduziert werden. Zudem gäbe es dann auf den frei werdenden Flächen mehr Platz für Velostreifen und für weitere Bäume zur Hitzeminderung.
Mit seinem Ansinnen sorgt der Stadtrat allerdings schon länger für Diskussionen, auch über die Stadtgrenzen hinaus. Vor allem bürgerliche Kreise sehen das Unterfangen kritisch. Ein Komitee, an dem sich Vertreterinnen und Vertreter der SVP, FDP, Mitte, der Hauseigentümer-Verband, die Gewerbeverbände Seefeld und Bezirk Meilen sowie die IG Bellevue beteiligen, lancierte deshalb die Petition „Bellerive staufrei“, für die knapp 11‘000 Unterschriften zusammen gekommen sind.
In der Petition wird der Regierungsrat aufgefordert zu handeln: Man dürfe nicht tatenlos zusehen, wie der Stadtrat das Stadtgebiet wirtschaftlich und verkehrsmässig von den umliegenden Bezirken abschotte. Zudem verweist das Komitee darauf, dass der Kanton auch aufgrund der Verfassung dazu verpflichtet sei, sicherzustellen, dass auf Hauptachsen kein Kapazitätsabbau erfolgt.
Abbruch bei infrastrukturbedingten Sicherheitsproblemen
Die Befürchtung, dass sich der Verkehr wegen des Spurabbaus bis in die Nachbargemeinden stauen wird, ist nicht ganz unbegründet. Auf der der vielbefahrenen Strasse staut sich der Verkehr bereits jetzt täglich während Stunden. Führt der Versuch zu „einschneidenden Einschränkungen“ des Verkehrs könnte er laut Stadt jedoch abgebrochen werden. Um welche Kriterien es dabei konkret geht, erklärte Stadträtin und Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart an einem Informationsanlass gestern Donnerstagabend.
So wird der Test vorzeitig beendet, wenn pro Stunde statt der bisherigen 1400 Fahrzeuge weniger als 1100 unterwegs sind. Gestoppt wird der Versuch überdies, wenn sich die durchschnittliche Reisezeit zwischen der Falkenstrasse und Seestrasse um mehr als sechs Minuten verlängert, ebenso wenn der Verkehr in den angrenzenden Quartieren um mehr als 20 Prozent zunimmt. Treten infrastrukturbedingte Sicherheitsprobleme auf, dann wird der Test auch beendet.
Wie das Sicherheitsdepartement in seiner Medienmitteilung festhält, sind die Abbruchkriterien am Informationsanlass angeregt diskutiert und dem Verkehrsversuch sei insgesamt viel Wohlwollen entgegengebracht worden. (mai)