Zürich: Initiative „Mehr Wohnraum durch Aufstockung“ zustande gekommen
Wohnungsknappheit ist in Zürich ein Dauerthema. Die dieser Tage zustandekommene Initiative „Mehr Wohnraum durch Aufstockung“, hinter der bürgerliche Parteien stehen, soll Abhilfe schaffen. Die Bau- und Zonenordnung soll so angepasst werden, dass bestehende Bauten um ein Geschoss aufgestockt werden können – so wie dies bereits in Genf der Fall ist.
Quelle: Generiert mit ChatGPT
In Zürich sollen flächendeckend Häuser aufgestockt werden können.
Wer in Zürich eine bezahlbare Wohnung sucht, braucht einen langen Atem. Die Leerwohnungsziffer lag in der Limmatstadt laut Kanton diesen Juni bei 0.07 Prozent. Das ist einiges tiefer als der vom Bundesamt für Statistik berechnete schweizweite Durchschnitt für 2023 von 1,15 Prozent. Und so entscheidet das Stimmvolk hier wie in anderen von Wohnungsmangel seit Jahren betroffenen Städten wie Genf oder Basel regelmässig an der Urne über Vorlagen, welche die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt entschärfen und für mehr kostengünstigen Wohnraum sorgen sollen.
Initiative „Mehr Wohnraum durch Aufstockung“
Jüngstes Beispiel, über das in absehbarer Zeit abgestimmt wird: die Initiative „Mehr Wohnraum durch Aufstockung“. Sie fordert eine Anpassung der Bau- und Zonenordnung, sodass bestehende Gebäude in der Stadt Zürich um ein Stockwerk erhöht werden dürfen. Darüber soll die maximal zulässige Höhe bestehender Gebäude in allen Wohngebieten um drei Meter angehoben. Lediglich bei geschützten Ortsbildern oder bei Bauten geben, die unter Denkmalschutz stehen, sollen Ausnahmen gelten. –Von den eingereichten Unterschriften sind über 3000 gültig.
Auf dieses Weise soll das Potenzial bestehender Bauten besser genutzt werden. Nachdem sich in der Regel vor allem linke Parteien dem Problem der Wohnungsknappheit annehmen, engagieren sich in Zürich nun auch bürgerliche Parteien. Hinter der Initiative stehen die FDP, die GLP, die CVP und die SVP. Die Initianten sehen in den Aufstockungen auch eine Möglichkeit, eine nachhaltige Stadtentwicklung zu fördern, da bestehende Infrastrukturen genutzt und die Beanspruchung zusätzlicher Landressourcen sowie Flächenversiegelungen vermeiden lassen. Und: Die bisherigen Mietenden könnten in ihren Wohnungen bleiben, die alteingesessene Bevölkerung werde nicht verdrängt.
In Genf wurde die Idee bereits umgesetzt. „Verdichtung war immer eine Lösung und ist nichts Neues“, so Simone de Montmollin, Genfer FDP-Nationalrätin. Bereits im 17. Jahrhundert habe man in Genf die Häuser zusätzlich höher gebaut, um Platz für Wohnungen für die aus Frankreich geflüchteten Hugenotten zu schaffen. Und in Zürich wird demnächst über die Vorlage abgestimmt. Weitere Vorstösse und Initiativen sind laut FDP in Planung.
Gemeinnütziger Wohnungsbau als Lösung?
Allerdings gibt es auch Kritik an der Idee, flächendeckend aufzustocken. Wie der Zürcher Finanzvorstand Daniel Leupi vergangenes Jahr in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung erklärte, erscheint sie ihm als nicht zielführend. Er sieht die Lösung eher in der Förderung des gemeinnützigen Wohnungsbaus. Es passiere selten, dass wirklich nur eine neue Etage oben draufkomme, so der Politiker. Man müsse ja auch schauen, ob die Statik des Gebäudes ausreiche. Laut Leupi wird in den meisten Fällen ein bestehendes Gebäude durch einen grösseren Neubau ersetzt, oder es passiert im Rahmen einer Totalsanierung, für welche die Mieter ausziehen müssen. «Es mag wohl mehr Wohnraum entstehen, aber er ist auch teurer», kritisierte er. (mai/mgt)