Zürich: Heimatschutz will gegen Abbruch der Maag-Hallen rekurrieren
Droht den Maag-Hallen vielleicht doch nicht das Aus? Der Heimatschutz will Rekurs gegen den dräuenden Abbruch des Industrieareals in Zürich West einlegen. Er argumentiert, dass die Maag-Hallen in einem Stadtareal liegen, das im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) von nationaler Bedeutung gelistet ist.
Quelle: Juliet Haller, Baugeschichtliches Archiv
Lediglich das denkmalgeschützte Gebäude K soll stehen bleiben, den übrigen Bauten droht der Rückbau.
Sie zählen zu den letzten Zeuginnen der industriellen Vergangenheit von Zürich West: die beim Bahnhof Hardbrücke gelegenen Maag-Hallen. Bis 1910 baute hier die Firma Safir Automobile zusammen. Von 1913 bis 1996 hatte sich in ihnen die Maag Zahnräder AG mit ihrer Fabrik eingerichtet, die den Hallen auch ihren Namen geben sollte. 2004 verliessen die letzten verbliebenen Betriebe des Unternehmens das Areal. Darauf folgten verschiedene Nutzungen. Unter anderem diente es während der Sanierung des Kongresshauses und der Tonhalle dem Zürcher Tonhalleorchester als temporäre Spielstätte.
Und nun droht den Hallen das Ende: Ihre Besitzerin, die Swiss Prime Site (SPS), will sie bis auf das denkmalgeschützte «Gebäude K» rückbauen. Zum Projekt gehören zudem ein Hochhaus mit Kleinwohnungen und ein Kulturpavillon, die sich um einen Platz mit Baumbestand gruppieren sollen. Die Architektur dazu stammt von Sauerbruch Hutton.
10'000 Unterschriften gegen Rückbau der Maag-Hallen
Laut Projektwebsite wird frühestens im Herbst nächsten Jahres mit Baubeginn gerechnet. Derweil sorgen die Neubaupläne schon länger für Protest, von links bis rechts aber auch bei Fachleuten. So sind nach dem Bekanntwerden des SPS-Vorhabens in kurzer Zeit über 10'000 Unterschriften gegen den Abbruch und für das beim Architektur-Wettbewerb zweitplatzierte Projekt zustande gekommen. Letzteres stammt aus der Feder von Lacaton & Vassal: Das mit dem Pritzkerpreis geehrte französische Büro hatte vorgeschlagen, die Bauten zu erhalten und weiter zu bauen, statt sie zu ersetzen. Fachleute hatten sich seinerzeit für den Vorschlag von Lacaton & Vassal ausgesprochen.
Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz / Fotograf: Friedli, Werner / LBS_H1-025621 / CC BY-SA 4.0
Luftaufnahme des Maag-Areals von 1964.
Allerdings war der Abbruch nicht von Anfang an beschlossene Sache gewesen: Die SPS
wollte mit dem Wettbewerb sowohl einem Abbruch als auch einem Erhalt der
Bauten auf den Grund gehen. Wie die Neue Zürcher Zeitung im Dezember
2021 berichtete, hatten schliesslich rechtliche Gründe für den Rückbau gesprochen: Die
Hallen lägen nämlich zum Teil ausserhalb der Baubereiche, wie sie die
Sonderbauvorschriften vorsähen. Man könne diese zwar anpassen, es würde
aber eine Anpassung der Grundlage nötig.
Im Bundesinventar der
schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung gelistet
Doch
nun könnte der Abbruch auf der Kippe stehen. Nachdem der
Heimatschutz das Projekt schon länger auf seine Rote Liste bedrohter, schützenswerter
Bauten gesetzt hat, fährt er nun härteres Geschütz auf: Wie der
Stadtzürcher Heimatschutz (SZH) heute Dienstag mitteilte, will der
Zürcher Heimatschutz (ZVH) unter Führung des SZH neben anderen
Interessenten gegen die Baubewilligung, welche die Stadt Zürich dieser
Tage erteilt hat, Rekurs einlegen.
Der Grund, den der Verband
anführt, ist mehr oder weniger ein Totschlagargument: Die Maag-Hallen
befinden sich in einem Stadtareal, das im Bundesinventar der
schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung (ISOS
Erhaltungsziel «A») gelistet wird. Der Heimatschutz wirft zudem der Stadt vor,
dass man es nicht für nötig gehalten habe, über Sonderbauvorschriften
den Erhalt der Maag-Hallen zu sichern und ein den Bestand wahrendes
Weiterbauprojekt zu befördern. (mai)
Quelle: Baugeschichtliches Archiv
In den Maag-Hallen befand sich die Maag Zahnfradfabrik. Blick in eine Produktionshalle.
Quelle: Baugeschichtliches Archiv
In den Hallen wurden Zahnräder in allen Grössen hergestellt.
Quelle: Baugeschichtliches Archiv
Der Zürcher Ingenieur Max Maag hatte ab 1908 ein Verzahnungssystem entwickelt und eine Hobelmaschine zur Herstellung von verzahnten Stirnrädern. 1913 hatte er die Hallen der Safir-Autofabrik übernommen, die heute unter dem Namen Maag-Hallen bekannt sind. (Im Bild: Ein Angestellter bearbeitet ein Zahnrad.)
Quelle: Baugeschichtliches Archiv
Arbeiter am Werk in der Zahnradfabrik.
Quelle: Baugeschichtliches Archiv
Die Zahnräder wurden vom Zürcher Industriequrartier in die ganze Welt exportiert.